US-Inflationsrate lässt sich beim Rückgang viel Zeit
Im April ist die Inflationsrate wieder etwas zurückgegangen. Der Rückgang der Inflation erweist sich aber als äußerst zäh. Das liegt vor allem an den immer noch deutlich steigenden Kosten des Wohnens.
Nach zwei Anstiegen in Folge ist die US-Inflationsrate im April wieder auf den Abwärtspfad zurückgekehrt. Allerdings zeigt sich einmal mehr, dass der Weg nach unten lang sein wird. So hat sich die Inflationsrate im April kaum verändert. Sie sank nur minimal von 3,5% (J/J) im März auf nun 3,4% (J/J).
Der Preisdruck wurde im April vor allem von zwei Bereichen getragen: Erstens stiegen die Benzinpreise gegenüber dem Vormonat deutlich an. Hintergrund dürfte der vor allem Anfang April hohe Weltmarktpreis für Rohöl gewesen sein. Für Erdgas und Strom mussten die Verbraucher dagegen etwas weniger bezahlen als im März. Zweiter großer Preistreiber waren erneut die Wohnkosten. So hielten die Wohnungsmieten und die kalkulatorischen Mieten für selbst genutztes Wohneigentum das hohe Tempo der Vormonate nahezu bei. Nach Angaben des Statistikamtes waren die Preissteigerungen bei Kraftstoffen und Wohnkosten im April für rund 70% der gesamten Teuerung gegenüber dem Vormonat verantwortlich. Gegenüber März stieg der Verbraucherpreisindex saisonbereinigt um 0,3%.
Ansonsten zeigt der jüngste Inflationsbericht ein gemischtes Bild: Bei den Dienstleistungspreisen sind neben den Mieten vor allem die Preise für Autoversicherungen weiter rasant gestiegen. Mittlerweile ist eine Autoversicherung in den USA über 20% teurer als noch vor einem Jahr. Bei den Nahrungsmittelpreisen gab es zwar insgesamt wenig Bewegung. Auffällig ist jedoch, dass Lebensmittel in Supermärkten im April im Vergleich zum Vormonat etwas billiger wurden, während die Preise in der Gastronomie moderat anstiegen. Dies könnte auf steigende Kosten in der Gastronomie aufgrund höherer Löhne hindeuten. Bei den industriellen Gütern setzte sich hingegen der leicht deflationäre Trend der letzten Monate fort. Hier scheinen die Entspannung der internationalen Lieferketten und die Rabatte der chinesischen Exporteure preisdämpfend zu wirken. Preisnachlässe gab es im April beispielsweise bei Neu- und Gebrauchtwagen, Fernsehgeräten oder Smartphones. Vor allem dank dieser günstigen Preisentwicklung bei industriellen Gütern ist im April auch die Kerninflationsrate gesunken. Sie beträgt nun 3,6% (J/J) nach 3,8% (J/J) im März.
In den kommenden Monaten dürfte sich der Rückgang der Inflation nur langsam fortsetzten. Bei Neuvermietungen von Wohnraum hat der Preisdruck zwar schon deutlich nachgelassen, dies wird sich aber wohl nur nach und nach in der Inflationsstatistik bemerkbar machen. Auch der hohe Lohndruck verliert allmählich etwas an Stärke, wie der Arbeitsmarktbericht vom April gezeigt hat. Unter diesen Umständen dürfte eine erste Leitzinssenkung durch die US-Notenbank in diesem Jahr möglich bleiben – allerdings erst zum Jahresende. Wir gehen davon aus, dass die Fed auf ihrer Sitzung im Dezember eine Zinssenkung um 25 Basispunkte beschließen wird.
-- Alexander Buhrow