Der Goldrausch der deutschen Privatanleger

Die zu Anlagezwecken gehaltenen Goldbestände der privaten Haushalte in Deutschland sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und übersteigen die Goldreserven der Bundesbank sogar bei weitem.

 

 

Dass Zentralbanken rund um den Globus ihre Goldnachfrage in den letzten Quartalen stark erhöht haben, ist allgemein bekannt. Dass aber auch private Anleger ihre physischen Goldbestände in den letzten Jahren deutlich aufgestockt haben, wird häufig übersehen. Dies wird besonders beim Blick auf die Goldbestände deutscher Privathaushalte deutlich: Rund 9.000 Tonnen Gold befinden sich laut einer Studie der Steinbeis-Hochschule Berlin derzeit in deren Besitz – fast das Dreifache der Goldreserven der Bundesbank, die immerhin die Notenbank mit den zweithöchsten Goldreserven weltweit ist. Zur Veranschaulichung: Das entspricht rund 750 Milliarden US-Dollar oder etwa 20 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts. Dabei entfallen knapp 60 Prozent des hierzulande in Privatbesitz befindlichen Goldes auf Anlagekäufe, der Rest ist auf den Erwerb von Goldschmuck zurückzuführen.



Verschiedene Gründe führen derzeit zu einer erhöhten Nachfrage nach Gold. Insbesondere die globalen (geo-)politischen Unsicherheiten verleihen dem gelben Edelmetall in seiner Funktion als sicherer Hafen Rückenwind. Auch die Aussicht auf Leitzinssenkungen durch die großen Notenbanken erhöht die Attraktivität des Edelmetalls. Für die (deutschen) Privathaushalte scheint aber vor allem ein anderer Faktor die Nachfrage zu bestimmen: Der Schutz vor Inflation bzw. die Angst vor steigender Inflation. Gold kann als Puffer gegen den Kaufkraftverlust des Papiergeldes agieren. Der Steinbeis-Studie zufolge gaben sogar mehr Leute aus der sogenannten Gen Z an, zuletzt Gold erworben zu haben als ältere Befragte. Hintergrund dürfte sein, dass die junge Generation derzeit zum ersten Mal hohe Inflation bewusst miterlebt, was sich in ihrem Anlageverhalten bemerkbar macht. Hinzu kommt, dass der leichte Zugang zu Goldmünzen und -barren, der über verschiedene Online-Anbieter deutlich einfacher ist als in der Vergangenheit, die Schwelle für den privaten Goldkauf senkt.


Auch wenn der aktuelle Höhenflug des Goldpreises einige Anleger zum Verkauf ihrer Goldbestände verleiten könnte, ist der Kampf gegen die Inflation noch nicht endgültig gewonnen und die geopolitischen Risiken scheinen derzeit nicht abzunehmen. Diese Faktoren, gepaart mit dem Wunsch vieler Menschen, sich in einer digitalen Welt teilweise mit einem physischen Vermögenswert abzusichern, dürften die private Nachfrage nach Gold in Deutschland auch langfristig stützen.

 

-- Thomas Kulp