EZB: Restriktiver geldpolitischer Kurs hat Bestand
Die Währungshüter halten am eingeschlagenen geldpolitischen Kurs fest. Leitzinsen wurden nicht angepasst. PEPP-Fahrplan wurde bestätigt
Die europäischen Währungshüter haben bei ihrer heutigen Zusammenkunft erwartungsgemäß keine Anpassungen am geldpolitischen Kurs vorgenommen. Der Hauptrefinanzierungssatz bleibt damit bei 4,50%. Aus dem geldpolitischen Statement geht hervor, dass die Notenbanker das aktuelle Leitzinsniveau für angemessen erachten, um mittelfristig eine Rückkehr der Inflation in Richtung des 2%-Ziels zu gewährleisten. Gleichzeitig betonten die EZB-Vertreter, dass das weitere geldpolitische Vorgehen von der Datenlage abhängen wird. In einer ersten Marktreaktion hat die marktseitige Zinssenkungsfantasie einen leichten Dämpfer erfahren. Im Umfeld der Pressekonferenz legten die 3M Euribor-Futures jedoch wieder zu, da EZB-Präsidentin Lagarde einen eher „dovishen“ Ton anschlug. Insbesondere gab sie sich wenig Mühe, sehr frühe Leitzinssenkungserwartungen zu zerstreuen. Das Falken-Lager gibt sich hierbei viel mehr Mühe. Letztlich scheint die EZB angesichts der Unsicherheit über den Inflationsausblick gerade im „Wait and See“-Modus. Die Tür für eine Zinssenkung in diesem Jahr ist nun geöffnet, doch rechnen wir nicht mit einer raschen Leitzinswende.
Inflationsausblick: EZB-Projektionen im März von besonderer Bedeutung
Im Zuge der Pressekonferenz räumte EZB-Chefin Lagarde ein, dass die europäische Konjunktur im vierten Quartal des vergangenen Jahres wohl stagniert hat. Auf kurze Sicht sei zwar mit einer anhaltenden Schwäche zu rechnen, doch deuten Konjunkturumfragen perspektivisch auf eine Erholung der Wirtschaft hin. Nach Einschätzung der Notenbank-Oberen sei der Wachstumsausblick weiterhin mit Abwärtsrisiken behaftet. Hinsichtlich der Inflationsentwicklung zeigen sich die Währungshüter grundsätzlich überzeugt, dass sich der Disinflationsprozess im Jahresverlauf weiter fortsetzen wird. Gleichzeitig wurde aber auch hervorgehoben, dass die EZB Entwicklungen im Auge behält, die einem weiteren Rückgang der Inflation entgegenstehen könnten (u.a. Lohnentwicklung). Angesichts der gegenwärtigen Unsicherheit über den weiteren Fortgang der Inflation kommt den nächsten EZB-Projektionen zur Konjunktur- und Inflationsentwicklung besondere Bedeutung zu. Diese werden zur nächsten Ratssitzung am 7. März veröffentlicht.
Bei dieser Ratssitzung wurde noch nicht über die Leitzinswende debattiert
Aus der Frage- und Antwortrunde ging hervor, dass die Notenbank-Oberen es bei dieser Zusammenkunft für verfrüht erachtet haben, über eine Lockerung der Zinszügel zu debattieren.
- Christian Reicherter