ETF-Mania: Heilsbringer für den Krypto-Markt?
Der Krypto-Markt musste in den vergangenen Wochen aufgrund der weiterhin restriktiven Geldpolitik Kursverluste hinnehmen. Befürworter setzen auf die Zulassung von Bitcoin-Spot-ETFs.
Wirft man einen Blick auf die Kurse von Bitcoin & Co. seit Beginn dieses Jahres, so hat es den Anschein, als sei dem Krypto-Markt in den Sommerferien etwas die Puste ausgegangen. Dabei weckte der furiose Jahresbeginn bei Marktteilnehmer noch Erinnerungen an das erfolgreiche Jahr 2021. Die vergangenen Wochen verliefen dann aber doch ernüchternd. Die führende Kryptowährung Bitcoin steht derzeit bei etwa 26.000 US-Dollar, nachdem Mitte Juli noch ein Jahreshoch von knapp 32.000 US-Dollar erreicht wurde.
„Higher for longer“ lautet nämlich derzeit die Devise an den Finanzmärkten. Spekulierten Marktakteure Anfang des Jahres noch auf schnelle Zinssenkungen und eine baldige Rückkehr der expansiven Geldpolitik, so hat sich der Wind mittlerweile gedreht. Geld- und Rentenmärkte sind aufgrund der gestiegenen Renditen wieder eine attraktive Alternative für das Portfolio der Anleger. Unseren Einschätzungen zufolge sollten Leitzinssenkungen in den nächsten Monaten kein Thema sein, weshalb die geldpolitische Lage sowie die geänderte Zins- und Renditelandschaft dem Krypto-Markt als Bremsklotz erstmal erhalten bleiben dürften.
Beim aktuell marktdominierenden Thema „Bitcoin-Spot-ETFs“ bleibt die SEC noch ein Hindernis. Kürzlich schob die Behörde die Entscheidung über die von etlichen Vermögensverwaltern eingereichten Anträge für Bitcoin-Spot-ETFs bis zum Herbst hinaus. Weitere Verzögerungen sind dabei nicht auszuschließen. Doch jüngste Ereignisse lassen vermuten, dass die SEC ihre bisherige Abwehrhaltung gegenüber Bitcoin-Spot-ETFs wohl langsam ablegen muss. Bisher argumentierte die US-Wertpapieraufsichtsbehörde damit, dass diese anfällig für Manipulation bzw. Betrug seien. Dabei ließ sie Bitcoin-Futures-ETFs, die maßgeblich vom Bitcoin-Spot-Markt abhängen, in der Vergangenheit zu. Ein US-Gericht entschied nun, dass die Ablehnung der SEC eines Bitcoin-Spot-ETF-Antrags willkürlich und rechtswidrig war und es keine stichhaltige Erklärung für die unterschiedliche Behandlung der beiden eben genannten Produkte gibt.
Positiv ist anzumerken, dass die zahlreichen ETF-Anträge ein grundsätzliches Interesse von institutionellen Kunden zeigen, sich im Krypto-Segment zu engagieren. Krypto-Befürworter gehen davon aus, dass regulatorisch genehmigte ETFs eine Teilallokation der verwalteten Vermögensgelder (insgesamt mehrere Billionen US-Dollar) in Bitcoin nach sich ziehen und den gesamten Krypto-Markt beflügeln. Ohne einen verlässlichen Regulierungsrahmen im Krypto-Segment insgesamt steht hinter dieser Einschätzung zumindest ein großes Fragezeichen. Marktteilnehmern zufolge dürfte es zwar eher eine Frage der Zeit sein, bis die SEC ihre Blockade lösen muss und Bitcoin-Spot-ETFs zugelassen werden. Doch die Genehmigungen sind noch nicht in Stein gemeißelt und es bleibt abzuwarten, inwieweit dadurch Mittelzuflüsse in den Markt generiert werden. Schließlich gibt es schon heute komfortable Möglichkeiten für interessierte Investoren, sich am Krypto-Markt zu engagieren.
-- Marcel Heinrichsmeier