Einkaufsmanagerumfrage im Euro-Raum: Dienstleister euphorisch, Industrie im Krisenmodus
Der Composite-Einkaufsmanagerindex für den Euro-Raum ist erneut spürbar gestiegen. Die Verbesserung geht aber allein auf den Dienstleistungsbereich zurück, in der Industrie bleibt deutlich unter der neutralen Marke. Keine Entwarnung beim Inflationsdruck.
Die Umfrage unter den europäischen Einkaufsmanagern zeichnet zu Beginn des zweiten Quartals ein deutliches Bild. Positive Konjunkturimpulse sind derzeit wohl allein vom Dienstleistungsbereich zu erwarten. Derweil weitet sich die Kluft zum Industriebereich immer weiter aus, der unter einer schwachen Nachfrage leidet. Zudem zeigt die Umfrage auch, dass es noch keine nennenswerte Entwarnung bezüglich des immer noch hohen Inflationsdrucks insbesondere bei der Kernteuerung gibt.
Der S&P Global Composite Einkaufsmanagerindex für den Euro-Raum ist im April gestiegen. Auf Basis vorläufiger Daten stieg die Messzahl um 0,7 Zähler auf 54,7 Indexpunkte. Dies ist allerdings ausschließlich auf die Dienstleister zurückzuführen. Deren Index kletterte kräftig von 55,0 auf 56,6 Punkte. In der Industrie trübte sich das ohnehin schlechte Stimmungsbild dagegen weiter von 47,3 auf 45,5 Punkte ein.
Die guten Einschätzungen der Dienstleister sind vor allem auf eine weiter anziehende Nachfrage zurückzuführen. Dadurch wies nach Angaben von S&P Globaler der Auftragseingang das höchste Plus seit einem Jahr aus. Im Gegensatz dazu verzeichnet die Industrie weiter eine schwache Nachfrage. Der Anstieg in der Produktion wurde wohl maßgeblich durch ein Abarbeiten der Auftragspolster geprägt.
In den beiden großen Euroländern Deutschland und Frankreich zeigt sich ein recht ähnliches Bild: Steigende Zuversicht bei den Dienstleistern und ausgeprägter Pessimismus in der Industrie. In Deutschland liegt die Messzahl für die Industrie bei 44,0 und in Frankreich bei 45,5 Indexpunkten.
Die Einkaufspreise in der Industrie sanken aufgrund eines nachlassenden Preisdrucks für Energie und Rohmateriealien. Bei den Dienstleistern stiegen sie aufgrund höherer Lohnkosten. Auf der Verkaufsseite legten die Preise in beiden Bereichen dennoch zu, aber in abgeschwächter Form.
-- Dr. Christoph Swonke