Aktienmarkt: Dividenden machen das Investorenleben leichter
Die Stimmung an den Aktienmärkten hat angesichts der jüngsten Turbulenzen einen Dämpfer erhalten. Umso mehr lohnt der Blick auf die angelaufene Dividendensaison.
Weitgehend unbeeindruckt von den derzeitigen Spannungen an den Finanzmärkten, die ihren Ursprung bei den Insolvenzen regionaler US-Banken hatten und mit einem Umweg über die Schweiz ihren Weg in den Euroraum fanden, kündigt sich die Dividendensaison für das Jahr 2023 an. Trotz der aktuell angespannten Marktsituation und der latent vorhandenen Krisenherde werden die hundert größten deutschen Unternehmen die Dividenden im Vergleich zum Vorjahr nochmals spürbar erhöhen. Die Schätzungen gehen von Ausschüttungen im Bereich von etwa 62 Mrd. EUR aus. Beim DAX dürfte die Summe der Ausschüttungen 55 Mrd. EUR erreichen. Für den Euro Stoxx 50 werden deutlich über 100 Mrd. EUR erwartet, beim Stoxx 600 sind es rund 200 Mrd. EUR. Der S&P 500 dürfte es sogar auf knapp 600 Mrd. USD bringen. Die Dividendenrenditen sollten sich bei den europäischen Indizes um 3,5% und damit im Bereich ihrer langfristigen Durchschnittswerte bewegen.
Die Attraktivität des Aktiensegments mag vor dem Hintergrund der steigenden Renditen im vergangenen Jahr verglichen mit der Niedrigzinsphase der letzten Dekade leiden. Die Rückkehr zu einem „normaleren“ Zins- und Renditeumfeld ändert allerdings nichts daran, dass Aktien und ihre zugehörigen Ausschüttungen weiterhin einen zentralen Baustein einer langfristigen Vermögensplanung darstellen. Dabei haben verschiedene Studien gezeigt, dass Dividenden längerfristig einen beachtlichen und weniger schwankungsanfälligen Teil zur Gesamtrendite beitragen. Aktienunternehmen, die mit Blick auf die Dividendenpolitik sowie die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells überzeugen können, sind dabei weder auf bestimmte Branchen noch Regionen beschränkt. Tatsächlich finden sich sowohl in Deutschland und Europa als auch in den USA interessante Kandidaten. Diese tummeln sich unter anderem in den Sektoren Automobile, Versicherungen, Chemie, Telekommunikation, Versorger, Nahrungsmittel sowie Öl und Gas.
Wohl noch wichtiger als die aktuelle Dividendensaison ist mit Blick auf die Anlageentscheidung die längerfristige Perspektive. So war die Dekade bis zum Jahr 2020 von einem langanhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung geprägt und Unternehmen konnten ohne größere Komplikationen kontinuierliche Dividenden bezahlen. Nun trennt sich die Spreu vom Weizen und es kristallisieren sich die Unternehmen heraus, die auch in schwierigen Phasen konstante Dividenden ausschütten. Sie lassen damit Rückschlüsse auf ein erfolgreiches und etabliertes sowie robustes Geschäftsmodell zu. Dadurch lässt sich ein Indiz für Stabilität und eine hohe Verlässlichkeit auch zukünftiger Dividendenzahlungen ableiten.
-- Stephen Schneider