Bankenbeben an den Finanzmaerkten: Chance oder Risiko für Krypto?
Bitcoin & Co. erleben turbulente Handelstage. Der „Stablecoin“ USDC verliert aufgrund der Insolvenz der Silicon Valley Bank zeitweise seine Kopplung an den US-Dollar.
„Hawkishe“ Aussagen von US-Notenbankchef Powell sowie die Insolvenz der Krypto-Bank Silvergate brachten den Bitcoin-Kurs vergangene Woche auf Talfahrt, nachdem Mitte Februar noch die 25.000-USD-Marke erreicht wurde. Darüber hinaus machten die jüngste Insolvenz der Silicon Valley Bank (SVB) und daraus resultierende Turbulenzen an den Finanzmärkten auch vor den Kursen der Kryptowährungen nicht Halt und beschleunigten temporär den Abwärtstrend. Der Bitcoin-Kurs fiel zwischenzeitlich erstmals seit etwa zwei Monaten unter die Schwelle von 20.000 USD.
Am Wochenende gab es einen weiteren Schockmoment im Krypto-Sektor, nachdem bekannt wurde, dass das Unternehmen Circle mit 3,3 Mrd. USD etwa 8% seiner USDC-Reserven bei der SVB angelegt hat. Circle steht hinter dem weltweit zweitgrößten Stablecoin USDC mit einer Marktkapitalisierung von etwa 40 Mrd. USD. Versuche des Unternehmens, die Einlagen abzuziehen, verliefen erfolglos. Infolgedessen verlor der Stablecoin zeitweise seine Kopplung an den US-Dollar und fiel vorübergehend auf nur noch etwa 88 Cent. Zudem wurde ebenfalls am Wochenende das Krypto-freundliche Finanzinstitut Signature Bank von US-Finanzaufsehern geschlossen.
Erst die gemeinsame Erklärung von US-Finanzministerium und US-Notenbank am vergangenen Sonntag, wonach alle Einlagen der Silicon Valley Bank sowie der Signature Bank geschützt würden, konnte den Krypto-Markt beruhigen. Der Bitcoin-Kurs erholte sich seitdem signifikant und eroberte jüngst die 25.000-USD-Marke zurück. Auch USDC liegt nur noch knapp unter seinem angestrebten Wechselkursverhältnis von 1:1 zum US-Dollar.
Interessanterweise zeigt sich der Krypto-Markt in den aktuellen Turbulenzen um Ausfälle und mögliche Ansteckungseffekte insgesamt robust, während europäische und US-Aktienmärkte teils hohe Verluste verzeichneten. Dies ist historisch betrachtet ungewöhnlich, da beide Segmente aufgrund ihres risikoreicheren Charakters in der Vergangenheit oftmals Hand in Hand verliefen. Einige Krypto-Befürworter sehen die aktuelle Entwicklung als Chance für das Segment, als „alternatives Finanzsystem“ Boden gutzumachen. Gegen diese Einschätzung spricht zum einen, dass Kursrückgänge und Insolvenzen im Krypto-Segment in den letzten Monaten die Turbulenzen mitverursacht haben. Zum anderen pflegen neben Circle zahlreiche weitere Krypto-Unternehmen Geschäftsbeziehungen mit den genannten Banken sowie weiteren etablierten Finanzinstituten. Ansteckungseffekte im traditionellen Finanzsystem können somit auch das Krypto-Segment in Mitleidenschaft ziehen.
-- Marcel Heinrichsmeier