US-Arbeitsmarkt weiterhin in guter Verfassung
Trotz Gegenwind für die Konjunktur durch die hohe Inflation und steigende Zinsen hat sich der Beschäftigungsaufbau im Februar fortgesetzt. Finanzmarktakteure und die Notenbank dürften dies mit gemischten Gefühlen sehen.
Die hohe Inflation und die steigenden Zinsen belasten die US-Wirtschaft. Der Arbeitsmarkt hält sich dennoch wacker: An das sehr starke Stellenwachstum vom Januar konnte der Arbeitsmarkt im Februar zwar nicht ganz anknüpfen. Dennoch fiel der saisonbereinigte Beschäftigungsaufbau mit +311.000 Stellen gegenüber dem Vormonat abermals kräftig aus.
Besonders der Gastronomie- und Beherbergungssektor erweist sich seit Monaten als Jobmotor, da er von einer hohen Post-Corona-Nachfrage profitiert. Im Februar stellten die Unternehmen in diesen Segmenten etwas mehr als 80.000 Arbeitnehmer ein. Deutliche Beschäftigungszuwächse wurden zudem im Gesundheitssektor und im Einzelhandel registriert. Dagegen wurden im Bereich Informationsdienstleistungen 25.000 Stellen abgebaut – die vielfach angekündigten Stellenabbaupläne der Tech-Giganten schlagen sich nun offenbar deutlicher in der Arbeitsmarktstatistik nieder. Auch in der Industrie, die unter der Nachfrageverschiebung des Konsums von Gütern zu Dienstleistungen leidet, wurden Stellen abgebaut – allerdings nur in sehr geringem Umfang. Eine positive Überraschung kam hingegen vom Bausektor: Hier legte die Beschäftigung erneut leicht zu, obwohl der Bausektor aktuell besonders stark unter den hohen Zinsen leidet. Dies deutet darauf hin, dass viele Firmen aufgrund des Fachkräftemangels trotz schwieriger konjunktureller Bedingungen Arbeitskräfte horten.
Insgesamt ist der Arbeitsmarkt weiterhin in guter Verfassung. Nur weil wieder mehr Personen aus der sogenannten „stillen Reserve“ auf Jobsuche gingen, stieg die Zahl der Arbeitslosen und die Arbeitslosenquote leicht an. Letztere bewegt sich mit 3,6% aber weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau. Zudem übersteigt die Zahl der offenen Stellen die Arbeitslosenzahl nach wie vor um ein Weites. Statistisch gesehen kommen auf einen Arbeitslosen fast zwei unbesetzte Arbeitsstellen.
Unter diesen Umständen wird der jüngste Arbeitsmarktbericht von der US-Notenbank und den Finanzmarktteilnehmern wohl mit gemischten Gefühlen aufgenommen: Aus konjunktureller Sicht ist der starke Beschäftigungsaufbau ein positives Signal. Die US-Wirtschaft erweist sich als überraschend robust und hat durch die Zinserhöhungen wohl noch keinen großen Schaden genommen. Auf der anderen Seite bleibt damit das Risiko bestehen, dass die Inflation für längere Zeit höher bleibt als von der Notenbank anvisiert.
Der durchschnittlich gezahlte Stundenlohn in der Privatwirtschaft stieg im Februar mit 0,2% gegenüber dem Vormonat zwar nur leicht. Gegenüber dem Vorjahresmonat gerechnet, nahm der Lohndruck aber wieder zu. Im Januar hatte das jährliche Lohnwachstum noch bei 4,4% gelegen – im Februar stieg die Rate auf 4,6%. Das hohe Lohnwachstum ist nicht mit dem Inflationsziel der Notenbank von 2% vereinbar.
-- Alexander Buhrow