Der bessere DAX

Linde wurde im DAX durch die Commerzbank ersetzt. Wir widersprechen der in den Medien überwiegenden Meinung, dass der Mitgliedertausch nachteilig für den Index ist.
 

Linde wurde im DAX durch die Commerzbank ersetzt und die übergreifende Meinung lautet, dass dieser Wechsel einen Nachteil für den Index und seine Anleger darstellt. Wir teilen diese Meinung jedoch nicht und sehen genau das Gegenteil. Der neue DAX ex Linde ist für den „typischen DAX-Anleger“ ein besseres Investment und bietet mehr Chancen bei überschaubaren Risiken.

 

Durch Lindes Wegfall erhalten die übrigen „alten Indexmitglieder“ nun in Relation ein höheres Gewicht. Die bereits vorher dominanten Branchen Industrie, Finanzen und Luxusgüter wurden weiter gestärkt. In Summe bleibt der DAX damit nicht nur „Old Economy“, sein Charakter als zyklischster europäischer Aktienindex wurde durch den Mitgliedertausch sogar gestärkt. Einen Bedeutungsverlust für den deutschen Aktienmarkt durch Lindes Abgang erkennen wir nicht. Dies wird oft mit einer geringeren Marktkapitalisierung gleichgesetzt, insbesondere im internationalen Vergleich. Diese Entwicklung war allerdings schon lange vor Lindes Wegfall vollzogen, der Indexwechsel trägt nicht mehr viel dazu bei. Deutsche Aktien haben aktuell – inklusive Linde und Commerzbank – lediglich einen Anteil von 2,4% im vielbeachteten Weltaktienindex MSCI World.

 

Rein rechnerisch gesehen hat sich zwar die Index-Volatilität, aber auch die Dividendenrendite des DAX erhöht. Letztere wird durch andere große Dividendenzahler, wie die großen Versicherer, die im Index mehr Gewicht erhalten, erhöht. Eine höhere Dividendenrendite wirkt risikopuffernd, vor allem in einem Umfeld, in dem eine Rezession immer noch wahrscheinlich ist. Jedoch bietet die höhere Gewichtung der global-zyklischen „Old Economy“-Sektoren im DAX auch einige zusätzliche Chancen. Der Index ist unter anderem nun stärker exponiert gegenüber der erwarteten Konjunkturbelebung in China und wegen des höheren Gewichts im Finanzsektor auch gegenüber steigenden Zinsen (im Euroraum). Dennoch beläuft sich die rechnerische KGV-Reduktion des DAX durch den Tausch auf lediglich knapp 1 KGV-Punkt, weil die bereits genannten „alten Indexschwergewichte“ ihre eigene hohe Bewertung mit mehr Gewicht in die Indexbewertung einbringen.

 

Fazit: Unserer Meinung nach ist der Index für „echte DAX-Anleger“ interessanter.

 

-- Sven Streibel