Unternehmensanleihen: Jahresstart 2023 nachhaltig gemeistert
ESG-Anleihen und Sustainability-Linked-Bonds mit hohem Anteil in einem aktiven Emissionsfenster
Im vergangenen Jahr mangelte es am Kapitalmarkt in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen an positivem Newsflow – auch am Neuemissionsmarkt für Unternehmensanleihen. Lediglich nachhaltige Anleihen trotzten dem allgemein negativen Trend und konnten zum Jahresende in einem Umfeld mit deutlich rückläufigen Neuemissionsvolumina immerhin den grünen Marktanteil steigern. So lag die Quote an ESG-Anleihen und Sustainability-Linked-Bonds (SLBs) 2022 bei den neu begebenen Unternehmensanleihen bei 35% und somit 9 Prozentpunkte über dem Wert des Vorjahres.
Neues Jahr – neuer Schwung! Seit dem Jahreswechsel sehen wir bei den Refinanzierungen der Industrieunternehmen eine deutlich höhere Bond-Aktivität – nicht zuletzt auf Basis steigender Fälligkeiten im laufenden Jahr. So erreichte das Neuemissionsvolumen der in Euro notierten Unternehmensanleihen im Januar sowohl im traditionellen als auch im nachhaltigen Segment den höchsten Wert seit 10 Monaten.
Mit 44 Mrd. Euro platzierten Corporate Bonds seit dem Jahreswechsel lag das Volumen sogar leicht über dem hohen Wert von vor einem Jahr (43 Mrd. Euro), zudem machen sowohl der Vergleich mit der jüngeren Vergangenheit als auch die Zusammensetzung der neu platzierten Anleihen Mut für die kommende Zeit. Nicht nur konnten die mit großem Investoreninteresse verfolgten nachhaltigen Anleihen ihren Anteil in den ersten Wochen des Jahres weiter auf rund 38% erhöhen, auch Emittenten mit schwächeren Ratings aus dem Non-Investmentgrade hatten zuletzt wieder bessere Möglichkeiten zur Refinanzierung über den Kapitalmarkt, nachdem 2022 fast keine High-Yield-Anleihen begeben wurden.
Auffällig in diesem Zusammenhang ist auch eine deutlich höhere Anzahl an ratingschonenden Hybridanleihen, die im Januar mit 6 Mrd. Euro bereits die Hälfte des kompletten Vorjahresvolumens von 12 Mrd. Euro erreichten – davon 3,6 Mrd. Euro als ESG-Anleihen platziert. Im laufenden Jahr erreichen mit einem Volumen von 20 (Vorjahr 12) Mrd. Euro deutlich mehr Hybrids ihren ersten regulären Kündigungstermin (First-Call-Date) und stehen so potenziell zur Refinanzierung an. Diese Nachranganleihen bieten dem Investor - bei zu beachtenden höheren Risiken - meist einen deutlichen Spreadaufschlag.
Unter den Sektoren bleiben die Versorgerwerte mit Abstand Spitzenreiter und vereinen seit Jahresstart rund 40% des kompletten Emissionsvolumens auf sich. In diesem Sektor wurden zuletzt knapp 70% in nachhaltigen Formaten begeben, was im Branchenvergleich einmalig ist. Wir halten den aktuellen nachhaltigen Anteil in Höhe von 38% bis hin zu 40% über alle Sektoren hinweg für realistisch für den weiteren Jahresverlauf.
-- Christine Bredehöft