Aktienjahr 2023 – Alles bleibt anders, wird aber besser

Hohe Zinsen und „Dauerkrise“ bleiben auch 2023 erhalten. Unternehmen kommen damit aber gut zurecht. Robuste Gewinne stärken das Anlegervertrauen und eine Wirtschaftserholung bringt Schwung ins Portfolio.

 

Zinswende und Konjunktursorgen haben 2022 ein echtes Krisenjahr am Kapitalmarkt begründet. Im Zuge dessen mussten insbesondere die Aktienmärkte herbe Kursverluste hinnehmen und gleich mehrmals neue Jahrestiefstände verzeichnen. Aktienanleger müssen auch 2023 mit hohen Zinsen, Inflation und einem ansteckenden Coronavirus leben, aber keineswegs daran verzweifeln. Unternehmensgewinne erweisen sich als krisenresilient und auf die schon fast „herbeigesehnte“ Rezession wird ein Aufschwung folgen. Beides stärkt das Investorenvertrauen und wird 2023 zu Kursgewinnen führen.

 

Opportunistische Investments sollten daher im Portfolio sukzessive aufgebaut, auf die weiterhin vorherrschenden Belastungsfaktoren dennoch geachtet werden. Die Ertragsstärke bleibt eine Schlüsseleigenschaft bei der Aktienselektion, hierbei ist aber kein „analytisches Geheimrezept“ erforderlich. Etablierte Großunternehmen in Industrieländern repräsentieren dabei die erste Wahl. Zykliker haben in diesem Umfeld großen Nachholbedarf, Big-Tech könnte eine Renaissance erleben. Vor diesem Hintergrund prognostizieren wir zum Jahresende 2023 einen DAX-Stand bei 15.000 Punkten, für den S&P 500 4.400.

 

Ob die zum Jahresbeginn 2022 beobachteten Allzeithochs dann wieder erreicht werden können, ist allerdings fraglich. Steigende Zinsen und Anleiherenditen haben Aktienbewertungen nicht nur in diesem Jahr eingeengt, sondern werden sie auch höchstwahrscheinlich bei deren erneuter Ausweitung während der Aufschwungsphase im Folgejahr begrenzen. Eine KGV-Ausweitung im einstelligen Prozentbereich kann als realistisch angesehen werden, für den DAX mehr, für den S&P 500 weniger. Vor diesem Hintergrund wäre jeweils ein Gewinnwachstum von 15% bis 20% 2023 nötig, um die beschriebenen Indexhöchststände zu erreichen. In der Vergangenheit war dies in den Perioden nach Krisenjahren kein Ding der Unmöglichkeit. Dennoch erscheint dieses Vorhaben sehr ambitioniert zu sein, denn 2022 kann zwar als Krisenjahr bezeichnet werden, aber nicht aus Sicht der Unternehmensgewinne. Diese sollten aus den bereits genannten guten Gründen und entgegen den allgemeinen Erwartungen stabil bleiben bzw. sogar wachsen. Von dem bereits robusten Gewinnlevel aus wäre ein echter positiver externer Schock nötig, um die Gewinne 2023 mehr als doppelt oder dreimal so stark wie 2022 wachsen zu lassen. Der 2023 erwartete Wirtschaftsaufschwung entspricht nicht diesem externen Schock, ein Großteil wird auf eine Regeneration des Konsums im Jahresverlauf zurückgeführt.

 

-- Sven Streibel