Gold kann Preisschwäche wieder ablegen
Der starke Dollar lastet auf dem Goldpreis. Die teils nicht eingepreisten (geo-) politischen und konjunkturellen Risiken machen das Edelmetall für Anleger dennoch interessant.
Der Goldpreis ist trotz zunehmender globaler Konjunktursorgen, der kräftig anziehenden Inflation, des Krieges in der Ukraine und der Regierungskrise in Rom seit seinem Jahreshoch um gut 15% gefallen. So ist für viele Goldanleger vor allem die straffere monetäre Ausrichtung der Fed der ausschlaggebende Punkt für die zurückliegende Goldpreisschwäche. Allerdings kann Gold auch bei steigenden Zinsen glänzen. Der Zinsschritt der Fed in Höhe von 75 BP konnte Gold zuletzt nicht schrecken. Viel mehr drängt sich die Frage auf, wie weit die Fed bei einem möglichen ökonomischen Hard-Landing und einer damit einhergehenden Rezession auf dem eingeschlagenen restriktiven Pfad geht.
Der größte Belastungsfaktor für Gold war in den zurückliegenden Monaten eindeutig der bärenstarke USD. Eine wahrscheinliche Rezession in den USA zu Jahresbeginn 2023 oder früher ist noch nicht vollumfänglich ins Blickfeld der USD-Bullen geraten. Dafür sind die Krisen außerhalb der USA einfach viel zu stark im Fokus. So liegt das Epizentrum der Energiekrise in Europa. Es ist also kein Wunder, dass die konjunkturellen Unsicherheiten in Europa aktuell wie durch ein Brennglas gesehen werden. Es existieren weiter Zweifel, ob die Auslastung der Ostseepipeline Nord Stream 1 bei 20% bleiben wird. Sogar der dauerhafte Lieferstopp Gazproms erscheint möglich. Obwohl sich Europa in eine „Energie-Falle“ begeben hat, gibt es Auswege, z.B. steigende Flüssiggasimporte, die genutzt werden. Die Versorgungslage bei Erdgas ist zwar kritisch, aber nicht aussichtslos. Dies gilt zumindest, sofern russisches Gas weiter in nennenswertem Umfang fließt und Einsparungen vorgenommen werden. Die Lage ist bezogen auf die Erdgas-Versorgung beispielsweise nicht ganz so schlecht wie die Stimmung. Dies könnte der USD-Stärke entgegenwirken und dem Goldpreis in die Karten spielen.
Mittlerweile gewinnt die Zinswende an Dynamik, jedoch sind die Zinserhöhungs-Erwartungen – zumindest was den Goldpreis betrifft – schon ausreichend eingepreist. Für die vielfältigen (geo-) politischen und konjunkturellen Risiken dürfte dies hingegen nicht der Fall sein. Auch die USD-Stärke scheint nicht in Stein gemeißelt zu sein – sofern die Energiekrise vor allem in Europa nicht weiter deutlich eskaliert. Vor diesem Hintergrund wird Gold gerade auf dem aktuellen Preisniveau wieder interessant für Anleger. Unsere 3-, 6- und 12-Monatsprognose rollieren wir auf 2.000 (zuvor: 2.200), 1.900 (2.000) und 1.900 USD (1.900) vorwärts.
-- Gabor Vogel