Fed strafft Zinszügel um 75 Bp – weitere Erhöhungen avisiert

US-Währungshüter lassen keine Zweifel daran, dass man weiter entschlossen gegen die unerwünscht hohe Inflation vorgehen wird. Zur September FOMC-Sitzung ist eine weitere Leitzinserhöhung um 75 Bp möglich. Fed-Obere wollen in Abhängigkeit der Datenlage entscheiden.

 

 

Die US-Notenbank hat am gestrigen Abend erwartungsgemäß die Leitzinsen erneut um 75 Basispunkte auf nunmehr 2,25% bis 2,50% angehoben. Im geldpolitischen Statement betonen die Währungshüter, dass ihr Fokus nach wie vor darauf gerichtet sei, die Teuerung wieder in Einklang mit dem Inflationsziel zu bringen. In diesem Zusammenhang seien weitere Zinserhöhungsschritte geboten. Im Zuge der Pressekonferenz hat Fed-Chef Powell in Aussicht gestellt, dass zur September FOMC-Sitzung ein weiterer „außergewöhnlich großer“ Zinserhöhungsschritt vorgenommen werden könnte. Die Notenbankvertreter würden hierüber in Abhängigkeit der Datenlage entscheiden. Trotz eines unserer Ansicht nach hawkishen Statements des obersten US-Währungshüters war am US-Kapitalmarkt im Anschluss an die Ratssitzung eine Risk-On Stimmung vorherrschend. Die Marktakteure schienen sich auf die Aussage von Powell zu fokussieren, wonach die Federal Reserve in der Zukunft das Straffungstempo auch wieder drosseln könnte.

 

Nachlassende Konjunkturdynamik – aber aktuell noch keine Rezession
Nach Einschätzung der Fed-Vertreter gibt es vereinzelt Hinweise darauf, dass die US-Konjunktur an Schwung verliert. Allerdings gebe es noch keine Anzeichen dafür, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt entspannt. So sei der Beschäftigungszuwachs nach wie vor robust. Um die Teuerung wieder in Einklang mit dem Inflationsziel zu bringen, wollen die Währungshüter die US-Wirtschaft vorsichtig abbremsen. Powell räumte ein, dass es nicht leicht werde, eine weiche Landung der Konjunktur zu erreichen. Sollte sich die Inflation als hartnäckig erweisen, seien die Währungshüter durchaus auch bereit, eine Rezession in Kauf zu nehmen. Powell geht allerdings nicht davon aus, dass sich die US-Wirtschaft bereits in einer Rezession befindet und verweist in diesem Zusammenhang auf den nach wie vor sehr robusten Arbeitsmarkt.

 

Fed zielt auf ein „moderat restriktives“ Leitzinsniveau
Bis zum Jahresende wollen die US-Währungshüter ein „moderat restriktives“ geldpolitisches Niveau im Bereich von 3,25% bis 3,5% erreichen. Dies steht im Einklang mit unserem aktuellen Prognosebild. Es zeichnet sich ab, dass die Fed zunächst aggressiver agieren wird (Front Loading), um dann im weiteren Jahresverlauf das Zinserhöhungstempo zu drosseln und die bisherigen Schritte wirken zu lassen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                -- Christian Reicherter