Italien: S&P senkt Ratingausblick

Die italienische Parlamentswahl am 25. September wirft zunehmend ihre Schatten voraus und löste nun eine erste Reaktion bei den Ratingagenturen aus.

 

Als unmittelbare Reaktion auf das Ende der Draghi-Regierung und die für Ende September angesetzten Neuwahlen hat die Ratingagentur S&P den Ausblick des italienischen BBB-Ratings außerordentlich von positiv auf stabil gesenkt. Angesichts der bevorstehenden politischen Hängepartie steht zu befürchten, dass notwendige Reformen nicht zeitnah umgesetzt werden können. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund des EU-Wiederaufbaufonds (NGEU) als kritisch zu bewerten, da das Land festgelegte Meilensteine erreichen muss, um die vorgesehenen Finanzmittel vollständig zu erhalten. Im Fall von Italien entsprechen die noch ausstehenden Zuschüsse und Kredite einem Umfang von 7,6% des BIP. Scheitert die Umsetzung dieser Reformen, dürfte nicht nur das Wirtschaftswachstum, sondern auch das Investorenvertrauen darunter leiden. Für S&P war die Auflösung des italienischen Parlaments daher Rechtfertigung genug, um den begrenzten Spielraum für außerordentliche Ratingänderungen zu nutzen. Der nächste reguläre Ratingtermin ist am 21. Oktober.

 

Wir sehen uns damit in unserer Prognose bestätigt, dass der zuletzt positive Ratingtrend bei Italien zum Erliegen gekommen ist. Neben der geschwächten Aussicht auf Reformen erachten wir auch die aktuell hohe Wahrscheinlichkeit eines rechten Regierungsbündnisses nach den Wahlen als Risiko für die Nachhaltigkeit der italienischen Staatsverschuldung. Noch im Oktober 2021 hatte S&P den Ratingausblick Italiens auf positiv angehoben, obwohl die Wahlumfragen bereits hohe Zustimmungswerte für die Parteien des rechten Spektrums signalisierten – zumindest für langfristig orientierte Investoren ein Signal in die falsche Richtung.

 

Italienische BTPs haben heute Morgen mit einer Spread-Ausweitung von knapp 10 Basispunkten bei zehnjährigen Laufzeiten auf die Senkung des Ausblicks reagiert. Mit aktuell 240 Basispunkten steht der zehnjährige BTP-Bund-Spread kurz davor, sein zwischenzeitliches Hoch von Mitte Juni erneut zu erreichen. Zum jüngsten Spread-Anstieg hat dabei auch beigetragen, dass das neue Transmission Protection Instrument (TPI) der EZB den hohen Erwartungen der Anleger bislang nicht gerecht werden konnte. Nimmt man die EZB beim Wort, dürfte sie bei etwaigen Spread-Ausweitungen im Umfeld der italienischen Parlamentswahl allerdings ohnehin nicht mit dem TPI intervenieren, da es sich um länderspezifische, fundamentale Risiken handeln würde.


-- Sophia Oertmann