Schwacher Euro: Kein Plus für Deutschlands Exporteure

Noch schafft es der Euro, sich knapp oberhalb der Marke von 1,00 USD zu behaupten. Es würde jedoch an ein Wunder grenzen, wenn es dem Markt gelingt, sich dem magischen Sog der Parität zu entziehen. Vor allem der Exportsektor wird oft als der große Profiteur eines schwächeren Euro dargestellt. Die aktuelle Situation ist jedoch komplexer. Denn der schwächere Euro lässt gleichzeitig die Kosten für importierte Vorprodukte steigen.

 

 

Dramatischer Anstieg der Importpreise

Bei wichtigen Vorprodukten ist die Industrie im Euro-Raum seit Anfang 2021 mit einer immer größeren Engpassproblematik konfrontiert. Und in verschiedenen Umfragen äußern die Unternehmen nicht nur Schwierigkeiten bei der Beschaffung, sie verweisen zunehmend auf das stetig steigenden Kostenproblem. Unterlegt wird dies durch den historisch sehr starken Anstieg der Importpreise und vor allem der Erzeugerpreise. Ein schwächer Außenwert des Euro befeuert das Problem zusätzlich, da der Import der Industrierohstoffe und Energie zu großen Teilen in USD abgerechnet werden.

 

Der Blick auf die Handelsbilanz des Währungsgebiets untermauert dies. Seit Mitte 2021 steigen die Warenimporte sehr dynamisch und haben die Exporte mittlerweile sogar überflügelt. Die Handelsbilanz rutscht damit ins Defizit. Ein Teil dieser Dynamik ist sicher auf eine größere Bevorratung aufgrund der Erfahrungen mit den Lieferproblemen zurückzuführen. Gleichzeitig haben aber die gestiegenen Rohstoffpreise und der schwächere Euro den Wert der Importe zusätzlich und deutlich angeschoben.

 

Während der Exportsektor die traditionellen Vorteile eines schwächeren Euro derzeit also nicht heben kann, stellt die Abwertung der Gemeinschaftswährung aus anderer Sicht ein echtes Problem dar. Denn die steigenden Importkosten befeuern den ohnehin schon hohen Preisdruck und machen der EZB somit das Leben noch schwerer. 

 

Schwacher Euro birgt mehr Risiken als Chancen

Unterm Strich betrachtet, birgt die Abwertung des Euro derzeit mehr Risiken als Chancen für die Eurozone. Der Nachteil der zusätzlichen Preissteigerungen überwiegt aus unserer Sicht klar den (zumindest theoretischen) Vorteil der erhöhten internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Die extreme Preissteigerungen bei den Import- und Produzentenpreisen überlagern jeglichen Gewinn, den Exporteure aufgrund einer schwächeren Währung für sich verbuchen können.

 

-- Sonja Marten, Christoph Swonke