VR Mittelstandsumfrage: Erwartungen so schwach wie nur in der Finanzkrise

Der Krieg in der Ukraine sorgt für eine zunehmende Unsicherheit nicht nur bei den mittelständischen Unternehmen. Die Geschäftserwartungen der Mittelständler gaben sehr deutlich nach.

 

 

 

Der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Einschätzungen der mittelständischen Unternehmen fiel nach seinem zweiten Rückgang in Folge auf nur noch -4 Punkte. Lediglich in der Finanzkrise waren die Geschäftserwartungen noch schwächer. Im vergangenen Herbst lagen sie immerhin noch bei 12 Punkten, vor einem Jahr waren es sogar noch 22,5 Punkte. Auch die aktuelle Geschäftslage wird von den Mittelständlern in diesem Frühjahr schwächer eingeschätzt als noch vor einem halben Jahr. Der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen gab dabei erstmals nach drei Anstiegen in Folge nach.

 

Trotz des Kriegs in der Ukraine machen sich die Mittelständler aktuell die meisten Sorgen um den Fachkräftemangel. Über 83% der Befragten identifizierten dies als Problemfeld, was einem neuen Allzeit-Hoch entspricht. Zudem bereiten den Mittelständlern die stark gestiegenen Kosten immer größere Probleme. Über 82% sorgen sich dabei um die Energiekosten und knapp 81% um die Rohstoff- und Materialkosten. Auch das sind jeweils die höchsten Werte, seit wir die Frage nach den aktuellen Problemfeldern im Herbst des Jahres 2013 das erste Mal gestellt hatten.

 

Die mittelständischen Unternehmen stehen aktuell unter einem Margendruck wie selten zuvor. Wegen der beträchtlichen Kostensteigerungen in allen Bereichen klettern die Absatzpreiserwartungen nach dem Höchstwert vom vergangenen Herbst erneut auf ein Allzeithoch. Gleichzeitig sank die Investitionsneigung weiter. Mehr als ein Drittel aller mittelständischen Unternehmen gaben in unserer Befragung sogar an, dass einzelne Geschäftsbereiche in ihrem Unternehmen durch die derzeitigen Kostensteigerungen unrentabel werden. In den ostdeutschen Bundesländern ist dies sogar für 44% der Befragten ein Problem. Die Auswirkungen der Lieferengpässe auf die Rentabilität einzelner Geschäftsbereiche werden zwar in allen Branchen und Größenklassen weniger stark eingeschätzt als die Folgen der aktuellen Kostensteigerungen. Dennoch gab angesichts des anhaltenden Warenmangels ein Viertel der Befragten an, dass auch deswegen Geschäftsbereiche unrentabel werden.

 

Die aktuelle VR Bilanzanalyse zeigt aber, dass die mittelständischen Unternehmen das Jahr 2021 mit soliden betriebswirtschaftlichen Kennzahlen abschließen konnten. Sie setzten damit trotz der Pandemie ihre nicht nur aus betriebswirtschaftlicher Sicht stabile Entwicklung der vergangenen Jahre fort und mussten dementsprechend nicht geschwächt in die nächste Krise gehen.

 

Die ausführliche Fassung unserer Mittelstandsumfrage sowie der VR Bilanzanalyse des BVR finden Sie auf www.mittelstandsstudie.de .

 

-- Dr. Claus Niegsch