Rückschlag für die US-Wirtschaft im ersten Quartal 2022

Zahlreiche Schocks haben das Wirtschaftswachstum in den USA im ersten Quartal 2022 ins Minus gedrückt. Von einer Rezession gehen wir aber weiterhin nicht aus.

 

  

 

 

Die US-Wirtschaft hat im ersten Quartal 2022 einen Rückschlag erlitten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gab um annualisiert 1,4% gegenüber dem Vorquartal nach. Dies dürfte Sorgen vor einer Rezession in den Vereinigten Staaten verstärken.

 

Ein tieferer Blick auf die Zahlen kann jedoch etwas beschwichtigen. Der Rückgang des BIP ist in erster Linie auf ein außergewöhnlich großes Minus in der Handelsbilanz zurückzuführen. Die Importe zogen angesichts stark gestiegener Einfuhrpreise und einem hohen Importbedarf im Groß- und Einzelhandel kräftig an. Über diesen Weg hat sich wohl die eigentlich begrüßenswerte zeitweise Entspannung der Lieferkettenproblematik der letzten Monate negativ ausgewirkt. Das kräftige Wachstum der Importe dürfte sich aber nicht in gleichem Tempo fortsetzen. Die Inlandsnachfrage blieb dagegen grundsätzlich intakt – trotz der massiven Corona-Welle zu Jahresbeginn und der hohen Inflation. So legten vor allem der private Konsum und die Investitionen deutlich zu.

 

Mit Blick auf die nächsten Monate dürfte das wirtschaftliche Umfeld zwar schwierig bleiben. Die Konjunkturrisiken sind vielfältig: Durch Corona-Ausbrüche und lokale Lockdowns in China kann es immer wieder zu neuen Störungen in den globalen Lieferketten kommen. Außerdem sind die hohen Rohstoffkosten infolge des Ukraine-Kriegs eine Belastung für die US-Wirtschaft. Hinzu kommen der Fachkräftemangel und zu erwartende weitere Leitzinserhöhungen durch die Fed.

 

Dennoch rechnen wir weiterhin nicht mit einer Rezession – also zwei Quartalen mit negativen Veränderungsraten beim BIP in Folge – in den USA. Die guten Jobperspektiven, ein spürbares Lohnwachstum und die hohen Ersparnisse der Verbraucher seit Pandemiebeginn sind gute Voraussetzungen dafür, dass die Konsumnachfrage besonders im Dienstleistungsbereich weiter zulegt. Die Industrie profitiert zudem von einem starken Auftragseingang, der für ein freundliches Investitionsumfeld sorgt. Bei einer stückweiten „Normalisierung“ des Außenhandelsbeitrags dürfte die US-Wirtschaft im zweiten Quartal wieder deutlich Fahrt aufnehmen.

-- Alexander Buhrow