Griechenland: Ein weiterer Ratingschritt in Richtung Ziel

Athen plant, im Jahr 2023 zumindest teilweise in den Investment-Grade-Bereich zurückzukehren. Kein einfaches, aber dennoch ein realistisches Unterfangen.

 


Am vergangenen Freitag hat S&P ihr Rating für Griechenland von BB (positiv) auf BB+ (stabil) angehoben. Die Agentur folgt damit auch DBRS, die Hellas bereits Ende März auf BB (high) bei stabilem Ausblick gesetzt hatte. Athen wird somit schon bei zwei Ratingagenturen nur noch eine Stufe unter dem Bereich „Investment-Grade“ (IG) eingestuft. Eine Freudennachricht für die Hellenen: In den vergangenen Jahren und Monaten setzte die griechische Regierung auf eine Reihe von Maßnahmen, die Teil einer Grundsatz-Strategie sind. Das hoch gesteckte Ziel des Landes ist es, im Jahr 2023 zumindest teilweise in den IG-Bereich zurückzukehren. Mit der jüngsten Heraufstufung von S&P ist somit ein weiterer (Rating-)schritt in Richtung Ziel getan.

S&P begründet die Heraufstufung vor allem mit den bisher überschaubaren Auswirkungen des Ukrainekrieges auf die griechische Wirtschaft, beträchtlichen Erfolgen beim Abbau notleidender Kredite sowie der gut voranschreitenden Implementierung von Strukturreformen und der Haushaltskonsolidierung. Für die Wirtschaft stellt S&P fest, dass diese nur noch um 3,4% im laufenden Jahr anwachsen sollte. Insgesamt kommt die Agentur aber zu dem Schluss, dass die „indirekten ökonomischen Effekte“ aufgrund des Krieges begrenzt sind und diese innerhalb der kommenden drei Jahre wirtschaftlich – auch mit Unterstützung der NGEU-Gelder – handhabbar sind. Der nächste wichtige Punkt ist die deutliche Verbesserung der Aktivaqualität im Bankensektor. Laut S&P ist der Anteil der notleidenden Kredite an den Gesamtkrediten von 31% im Jahr 2020 auf 12,8% im Jahr 2021 stark gesunken. Diese Verbesserungen erleichtern die Transmission der immer noch expansiven EZB-Geldpolitik. Zu guter Letzt attestiert S&P Griechenland einen kontinuierlichen Fortschritt in Sachen Haushaltskonsolidierung: In diesem Jahr soll die Rückführung fiskalischer Corona-Maßnahmen eine Verringerung des Budgetdefizits auf 4,3% des BIP begünstigen. Im kommenden Jahr soll Hellas dann auch wieder Primärüberschüsse verzeichnen. In Summe könnte so die Schuldenquote weiter stetig sinken.

 

Die jüngsten Erfolge beim griechischen Ratingprofil zeigen, dass Athens Pläne, bis 2023 in den IG-Bereich zurückzukehren, durchaus realistisch sind. Viel fehlt nicht mehr für Griechenland. Innerhalb der Gruppe der EWU-Staaten bleibt Hellas somit weiter der stärkste Konkurrent Italiens.


 
-- Sebastian Fellechner