Welt-Leitwährung: Das Ende der USD-Vormachtstellung – mal wieder?

Die Entscheidung des Westens, die russischen Währungsreserven als Teil des Sanktionspaketes wegen des Ukraine-Kriegs einzufrieren, lässt die altbekannte Diskussion über die führende Rolle des US-Dollars wieder aufleben. Wie ist es um die angebliche Neuausrichtung der Weltfinanzordnung bestellt?

 

 

 

 

Während der US-Dollar am Kassamarkt keine Zweifel an seiner Übermacht aufkommen lässt, brodelt es bei seiner Rolle als Weltleitwährung – mal wieder, möchte man ergänzen, denn der Abgesang auf den Greenback ist älter als die Karriere vieler Marktbeobachter. Die ohnehin schwelenden, strukturellen Zweifel am Greenback werden angesichts der Sanktionspolitik gegen Russland jetzt erneut aus den Schubladen geholt. So sehr der Dollar im Ukraine-Krieg auch als Safe Haven überzeugt, zeigt sich eben auch, wie stark Investoren vom Wohlwollen der USA abhängig sind. China und die OPEC-Staaten, die über hohe Reservebestände verfügen, sind in ihrer politischen Haltung sicher nicht über alle Zweifel erhaben. Und sie werden aktuell daran erinnert, wie effektiv ihnen bei einem gravierenden Fehlverhalten der Zugang zu ihren Hartwährungs-Reserven verwehrt werden könnte. Die analoge Diskussion hatten wir schon im Zuge des sino-amerikanischen Handelskriegs, und es hat sich auch damals gezeigt, dass die Emanzipation vom US-Dollar zwar von vielen Ländern gewünscht, ihre Umsetzung aber eben keine Sache weniger Jahre ist. Und selbst wenn der Abstand des Dollars auf seine Konkurrenten geringer geworden ist, fehlt es auf absehbare Zeit an Alternativen, die seinen Platz vollumfänglich einnehmen könnten.

 

Viele USD-Bären sehen sich durch die jüngsten IWF-Daten zur Reservehaltung darin bestätigt, dass die Sanktionen wie ein Katalysator für die Neuordnung der Weltfinanzordnung wirken. Wir geben zu bedenken, dass es sich dabei um Zahlen vom vierten Quartal 2021 handelt, die die Reaktion auf den Kriegsausbruch noch gar nicht abbilden können. Und doch ist der übergeordnete Trend unbestreitbar: Der USD-Anteil an den globalen FX-Reserven liegt nur noch bei 58,8% – das ist so wenig wie noch nie seit Beginn der Zeitreihe 1995. Auffällig ist aber auch, dass es nicht etwa der Euro oder andere klassische Währungen (JPY, GBP, CHF) sind, die davon profitieren, sondern die Neueinsteiger im globalen FX-Handel (CAD, AUD und natürlich CNY).

 

-- Dorothea Huttanus


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