USA: Kräftiger Preisschub im März setzt Fed weiter unter Druck

Der Ukraine-Krieg und die Lieferengpässe verursachen einen starken Preisdruck. Die Gefahr einer nachhaltig erhöhten Inflation geht aber vor allem von der Lohnentwicklung aus. Die Fed muss entschlossen handeln.

 

 

 

 

Die US-Inflationsrate ist im März von zuvor 7,9% auf 8,5% gestiegen. Auf einem so hohen Niveau bewegte sie sich zuletzt Anfang 1982. Der jüngste Anstieg der Teuerungsrate ist zu einem großen Teil auf den Krieg in der Ukraine und die damit einhergehende Preisexplosion bei zahlreichen Rohstoffen zurückzuführen. Die US-Verbraucher bekommen diese zum Beispiel beim Tanken oder auch im Supermarkt zu spüren. So stiegen die Kraftstoffpreise im März um fast 20% gegenüber dem Vormonat.

 

Die starke Teuerung ist aber längst nicht nur auf Energie und Nahrungsmittel begrenzt. Die sogenannte Kerninflationsrate, die sich nur auf Dienstleistungen und industriell gefertigte Güter bezieht, legte von 6,4% im Februar auf 6,5% im März zu. Kräftige Preistreiber waren unter anderem die Mieten, die rund ein Drittel der Lebenshaltungskosten der Verbraucher ausmachen und aufgrund der hohen Immobilienpreise seit Monaten spürbar zulegen. Bei Flugtickets und Hotelübernachtungen stiegen die Preise dagegen wohl vor allem deshalb stark an, weil die Nachfrage nach Freizeitdienstleistungen angesichts der relativ niedrigen Corona-Neuinfektionen in den letzten Wochen wieder angezogen hat. Etwas Entlastung für die Verbraucher brachten im März immerhin die Gebrauchtwagenpreise, die gegenüber Februar spürbar nachließen. Gegenüber März 2021 beträgt der Preisanstieg bei Gebrauchtwagen aber immer noch kräftige 35%.

 

Generell sehen sich die Unternehmen angesichts von hohen Rohstoffpreisen und Lieferengpässen mit starken Kostensteigerungen konfrontiert, die sie teilweise an die Verbraucher weitergeben. Insgesamt wird die US-Inflation aktuell also stark von Sonderfaktoren beeinflusst. Der Inflationsdruck wird nachlassen, sobald sich die Lage in der Ukraine beruhigt und die globalen Lieferketten wieder weniger Störungen ausgesetzt sind. Dies dürfte aber noch Monate dauern. Daher wird die Inflationsrate vorerst wohl auf sehr hohem Niveau bleiben. Gleichzeitig steigt das Risiko, dass sich die Inflationsrate dauerhaft auf einem höheren als von der Notenbank angestrebten Niveau festsetzt. Sorge bereitet in diesem Zusammenhang insbesondere die Entwicklung am US-Arbeitsmarkt: Dort herrscht inzwischen Überbeschäftigung – es gibt wesentlich mehr offene Stellen als Arbeitslose. Die Fed muss und wird in dieser Situation entschlossen handeln, um die Inflationserwartungen im Zaum zu halten und eine Lohn-Preis-Spirale zu verhindern.

-- Alexander Buhrow