Konjunktur Südafrika: Politische Lage belastet Ausblick, trotz Reichtum an Rohstoffen

Eine geschwächte Regierung macht wenig Hoffnung auf Reformen. Wegen der unverändert maroden Stromversorgung bleiben wohl viele Investitionspläne in der Schublade.

 

 

Im vergangenen Jahr ist die Wirtschaft Südafrikas zwar deutlich um 4,9% gewachsen, der tiefe Einbruch von 2020 konnte dadurch allerdings noch nicht ausgeglichen werden. Für das Plus von 1,2% bei der gesamtwirtschaftlichen Leistung im vierten Quartal war vor allem der Agrarsektor verantwortlich, aber auch die Industrie lieferte positive Impulse. In diesem Jahr rechnen wir nur mit einem vergleichsweise schwachen Wachstum von 1,6%, da die erhöhte Inflation und auch die unverändert sehr hohe Arbeitslosigkeit den Zuwachs beim privaten Konsum stark begrenzen.


Politisch stand das Schlussquartal 2021 im Zeichen der landesweiten Kommunalwahlen, die dem African National Congress (ANC) eine herbe Niederlage bescherten. Durch das schlechte Abschneiden seiner Partei ist Staatspräsident Cyril Ramaphosa spürbar geschwächt und es könnte für ihn schwierig werden, eine zweite Amtszeit als Vorsitzender des ANC zu erreichen. Ursprünglich war er als Reformer angetreten.


Letztlich spiegelt die gesunkene Beliebtheit der Regierungspartei die verschärfte innenpolitische Lage wider. Im Juli 2021 kam es zu schweren Straßenkrawallen, am Jahresende wurde das Parlamentsgebäude durch einen Brand völlig zerstört. Beim ANC, die seit dem Ende der Apartheid im Jahr 1994 durchgängig regierende Partei, zeichnet sich ein anhaltender Führungsstreit ab. Wirtschaftspolitische Reformen und der Ausbau sowie die Erneuerung von wichtiger Infrastruktur dürften deshalb weiterhin auf der Strecke bleiben. Dies belastet erheblich den konjunkturellen Ausblick, da nach wie vor keine flächendeckende und vor allem auch keine stabile Stromversorgung vorhanden ist. Dadurch werden die Produktionsmöglichkeiten nicht nur im verarbeitenden Gewerbe, sondern auch für den Bergbau spürbar eingeschränkt.


Dabei existieren zahlreiche Investitionspläne für Modernisierungen und Erweiterungen von Anlagen im Bergbau. Deren Attraktivität hat sich für den bedeutenden Kohleexporteur jüngst sicher noch deutlich erhöht, da sich die meisten westlichen Länder von Russland als Rohstofflieferanten abwenden. Zusätzlich könnte die Abkehr von fossilen Kraftstoffen der südafrikanischen Exportwirtschaft in die Hände spielen. Denn das Land besitzt einzigartige Vorkommen von verschiedenen Platinmetallen, die bei der Zukunftstechnologie Wasserstoff benötigt werden. Es ist jedoch sehr fraglich, ob bei anhaltend maroder Stromversorgung bereits vorhandene Projektpläne aus den Schubladen geholt werden.  


-- Dr. Christine Schäfer