Der Rubel rutschte auf historische Tiefststände

Kurzfristig hängt der Rubel auf Gedeih und Verderb von der russischen Notenbank ab. Deren unbedingter Wille, negative Folgen für die russische Wirtschaft aufzufangen, dürfte kurzfristig die Ausschläge begrenzen.


Die russische Invasion in der Ukraine hat den Rubel unmittelbar stark belastet und ihn gegenüber Dollar und Euro zeitweise auf historische Tiefststände getrieben. Dies bewog die russische Notenbank, Interventionen zur Stützung der Währung anzukündigen. Dabei wählte sie bisher das Instrument der Währungsswaps und sie verzichtete auf direkte Käufe. Bisher gelang es mit diesen Instrumenten, den Verfall des Rubels zu stoppen. Die Währungsreserven bleiben mit diesen Instrumenten optisch zwar zunächst unangetastet, eine neuerliche Währungsschwäche wäre aber mit erheblichen Verlusten aus den angebotenen Währungsswaps verbunden. Unklar bleibt in welchen Umfang die Zentralbank bereit ist, solche Verluste zu akzeptieren bzw. wann sie in welchem Umfang ihre Währungsreserven einsetzen will.


Als weiteres Instrument zur Verteidigung der Währung kämen Zinserhöhungen infrage. Grundsätzlich ist die Bank of Russia ohnehin auf einem Zinserhöhungspfad und sie hatte am 11. Februar den Leitzins um 100 Bp auf 9,5% angehoben und auch noch weitere Schritte angedeutet. Bei der nächsten regulären Sitzung Mitte März ist damit noch eine weitere Anhebung zu erwarten, die wohl größer ausfallen wird, als bisher vermutet, zumal auch die Inflationszahlen der letzten Wochen eine weitere Straffung nahelegen.


Mittelfristig wird der Weg für den Rubel jedoch vor allem von der künftigen Ölpreisentwicklung abhängen. Die neuen Sanktionen zielen unter anderem auf die Möglichkeit des russischen Staates, sich im Westen zu finanzieren ab, was jedoch aufgrund der ölpreisbedingt komfortablen Lage der öffentlichen Kassen in Russland kein größerer Schrecken ist. Mit einer weiter zunehmenden Abkopplung des russischen Finanzsektors vom Westen würde der Rubel-Kurs aber an Relevanz verlieren, was dann bei der Notenbank auch die Bereitschaft vergrößern würde, deutliche Rubelverluste ohne Gegenmaßnahmen hinzunehmen.


-- Stefan Grothaus


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