US-Arbeitsmarktbericht enttäuscht erneut, Omikron trübt den Ausblick

Der US-Arbeitsmarkt hat zum Jahresende 2021 erneut enttäuscht! Der Aufbau der Beschäftigung kam im Dezember angesichts des akuten Arbeitskräftemangels noch langsamer voran als im November. Mit der sich nun steil aufbauenden Omikron-Welle ist die Rückkehr zu wesentlich stärkeren Beschäftigungszuwächsen wie im Sommer in den nächsten Monaten sehr unwahrscheinlich geworden.


Der Arbeitsmarktbericht des Bureau of Labor Statistics (BLS) beziffert das Stellenplus im Dezember 2021 auf rund 200 Tausend gegenüber November. Damit wurden trotz der aktuell enorm großen Arbeitskräftenachfrage noch weniger Beschäftigungsverhältnisse als im Vormonat geschlossen. Zu erklären ist das vor allem mit dem derzeit stark ausgeprägten Arbeitskräftemangel.


Angesichts der im Schlussquartal 2021 boomenden US-Konjunktur stellten im Dezember besonders die Dienstleister Personal ein. Vor allem der Transportsektor hat aufgrund des schier gewaltigen Volumens an Gütern, das derzeit bewegt werden muss, alle Hände voll zu tun. Dementsprechend fielen die Einstellungszahlen hier mit knapp 20 Tausend erneut stark aus. Die Gastronomiebetriebe stellten ebenfalls vergleichsweise viele Mitarbeiter ein. Daneben stockten aber auch die Industriebetriebe und Baufirmen ihre Belegschaften weiter auf, was als Hinweis darauf gedeutet werden kann, dass sich die Lieferprobleme von Materialien und Komponenten zuletzt etwas entspannt haben.


Mit Blick auf die kommenden Monate ist durch die sich nun steil aufbauende Omikron-Welle in den USA die Rückkehr zu wesentlich stärkeren Beschäftigungszuwächsen wie im Herbst und Sommer sehr unwahrscheinlich geworden. Anzunehmen ist, dass sich viele Unternehmen bei den Neueinstellungen vorerst zurückhaltender zeigen werden, weil sich ihr Geschäftsausblick eingetrübt hat. Dies dürfte vor allem Unternehmen des Gastronomie- und Freizeitsektors betreffen, weil in diesen Bereichen die Konsumnachfrage mit steigenden Corona-Neuinfektionen schnell nachlässt. Wieder größere Belastungen für die Lieferketten könnten aber auch die Industriebetriebe davon abhalten, ihr Personal weiter aufzustocken.


Der zuletzt enorme Arbeitskräftebedarf dürfte damit zumindest kurzfristig etwas nachlassen. Dennoch droht sich der Arbeitskräftemangel durch die Omikron-Welle eher noch zu verhärten. Der Grund: Die Pandemie war in den letzten Monaten maßgeblich schuld daran, dass sich Millionen erwerbsfähige Personen nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung gestellt haben. Die eigene Corona-Infektion, die Notwendigkeit, sich um einen erkrankten Angehörigen zu kümmern, oder schlichtweg die Angst vor einer Corona-Infektion am Arbeitsplatz spielten dabei eine wesentliche Rolle. Diese Probleme haben sich durch die rasante Ausbreitung von Omikron offensichtlich wieder verschärft. Für Eltern stellt sich zudem nun zunehmend wieder die Frage, wie sich Job und Familie vereinbaren lassen, wenn Schulen und Kindergärten geschlossen sind und auf Distanzunterricht umgestellt wird.


Das bedeutet im Kern: Auf die Rückkehr der potenziellen Arbeitskräfte aus der sogenannten „stillen Reserve“ muss wohl länger gewartet werden und die Arbeitslosenquote wird sich voraussichtlich weiter auf ihre historischen Tiefstände zubewegen. Damit ist das Risiko gestiegen, dass der Lohndruck und letztlich auch die Inflation länger erhöht bleiben.

 

-- Alexander Buhrow




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