Fed: Aggressive Leitzinserhöhungen als Antwort auf die hohe Inflation
Das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank (Minutes) ist normalerweise weniger der Rede wert, da es drei Wochen nach der FOMC-Sitzung veröffentlicht wird und damit ein relativ veraltetes Bild der Lage zeigt. Das gestrige Protokoll hatte es jedoch in sich, zumindest hat der Rentenmarkt hierauf mit starken Kursausschlägen reagiert. So erwägen die Fed-Oberen frühere und schnellere Leitzinserhöhungen aufgrund der steigenden Inflation. Einige Mitglieder forderten gar eine relativ baldige Reduzierung der Zentralbankbilanz, nachdem die geldpolitische Wende einmal begonnen wurde. Als Begründung für diese doch sehr aggressive (hawkishe) Meinung im FOMC-Rat wurde die Corona-Pandemie angeführt. So bestehe zwar das Risiko einer wirtschaftlichen Abkühlung aufgrund der Infektionslage, aber die Sorgen über schwerwiegende und länger andauernde Lieferkettenunterbrechungen, die zu nochmals höheren Inflationsraten führen könnten, überwiegen offensichtlich.
Obwohl die Marktteilnehmer schon drei Leitzinserhöhungen in diesem Jahr antizipieren, sind die Zinserwartungen nach den Minutes nochmals gestiegen. So könnte die Fed bereits im März die Leitzinsen anheben und dann in jedem Quartal eine weitere geldpolitische Straffung um 25 Basispunkte folgen lassen. Noch überraschender waren aber sicherlich die Äußerungen bezüglich eines schnellen Abbaus der Zentralbankbilanz. Hier zeigt sich jedoch, dass bei diesem Thema noch keine Einigkeit unter den Währungshütern besteht. Wie schnell die Fed tatsächlich ihre Bilanz wieder reduzieren wird, hängt maßgeblich davon ab, ob und wenn ja, wie stark die Inflation in den kommenden Monaten wieder sinken wird. Ein Rückgang ist aufgrund von wegfallenden Sonderfaktoren unausweichlich, jedoch dürfte die Inflation in diesem Jahr deutlich oberhalb der Zielmarke der Fed verbleiben. Andererseits führen die sich rasant ausbreitende Omikron-Variante und damit verbundene Quarantänemaßnahmen zu personellen Engpässen in wichtigen Bereichen des öffentlichen Lebens. Dies könnte das Wirtschaftswachstum in den kommenden Wochen und Monaten bremsen.
Die Fed versucht, die Sorgen der Marktteilnehmer über eine zu späte Reaktion auf die hohen Inflationsraten zu zerstreuen. Mit dieser Vorgehensweise will die Notenbank unter anderem verhindern, dass die Inflationserwartungen ihre Verankerung verlieren und sich der ohnehin hohe Preisdruck nochmals verschärft. Dies ist ihr bislang geglückt, denn die Inflationserwartungen haben sich zuletzt stabilisiert.
-- Birgit Henseler