2022 und darüber hinaus: Impulse für nachhaltige Bonds

Die ersten Wochen in 2022 brachten dem Markt für nachhaltige Anleihen emissionsseitig den historisch bislang stärksten Jahresauftakt. Markttechnische Faktoren spielten eine Rolle. Es werden aber zunehmend konkrete Antworten auf die ökologischen und sozialen Herausforderungen gefordert. Daraus werden diverse Impulse geliefert.

Mit Blick auf den Klimawandel läuft die Zeit vager Absichtserklärungen allmählich ab. Mehr Länder und Konzerne haben sich in Glasgow zu Klimaneutralität verpflichtet. Ein schnellerer Rhythmus bei der Überarbeitung der Klimaziele, weitere Schritte Richtung Kohleausstieg sowie Finanzzusagen gegenüber Schwellenländern sollten das Potenzial für grüne Projekte (und so grüne Bonds) heben. Konkreter wird die EU: Auf dem Weg zur Klimaneutralität in 2050 hat Brüssel das Zwischenziel ausgerufen, bis 2030 den Treibhausgasausstoß um 55% relativ zu 1990 zu reduzieren. Es werden hohe Investitionen notwendig sein, um Maßnahmen wie die angestrebte Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien am Energiemix (40% in 2030) oder dem Umschwung zu weitgehender E-Mobilität zu bewältigen.

 

Weitere Impulse kann die Tendenz zu grüner Geldpolitik liefern. Die EZB will sich bei geldpolitischen Operationen stärker von Erwägungen zum Klimawandel leiten lassen. Es könnten mittelfristig solche Emittenten aus den (Corporate-) Ankaufprogrammen der EZB verschwinden, die sich nicht mindestens zu den EU-Initiativen zur Erreichung der Pariser Klimaziele bekennen. Ob hieraus unmittelbar eine Mehremission grüner Anleihen abzuleiten ist, bleibt schwer zu sagen. Indirekt dürfte dies aber der Fall sein, um die jeweiligen Emittenten in Richtung Klimafreundlichkeit umzubauen.


Geschäftsmodelle von Emittenten aller Couleur werden sich aufgrund regulatorischer und gesellschaftlicher Anforderungen ändern müssen. Diese Transformation wird Investitionen und entsprechende Bonds bedingen. Dabei wird der Markt sich weiterentwickeln und alleine der grüne Emissionsschub aus dem NextGeneration-Programm der EU dürfte mehr Tiefe verleihen. Neben Umweltzielen haben zudem auch soziale Aufgaben einen Finanzbedarf. Tatsächlich ist die Mehrheit der 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele der UN sozialer Art. Staatliche Social Bonds sind zuletzt oft im Zusammenhang mit der Pandemie-Bewältigung emittiert worden. Erste Schwellenländer aus Lateinamerika haben das Thema Social aber in die Breite getragen. Auch hier könnte sich der Trend festigen und Marktimpulse für 2022 und darüber hinaus liefern.

 

Torsten Hähn