Aktienstart 2022 - Anpassung der DAX-Prognose an die Rahmenbedingungen
Die aktuellen Aktienmarktschwankungen sind kein Indiz für einen tatsächlich stattfindenden bzw. für einen bevorstehenden Aktienmarkteinbruch. Zwei Aussagen können derzeit mit hoher Konfidenz getroffen werden. Die Corona-Krise wird uns weiterhin, insbesondere in China, beschäftigen und die US-Zinswende steht unmittelbar bevor. Eine Neubewertung des DAX ist daher unerlässlich. Wir senken deshalb das Halbjahresziel auf 17.000 Punkte und belassen das Jahresendziel bei 18.000.
Nach einem bewegten Aktienjahr 2021 erleben wir gerade einen unruhigen Jahresauftakt 2022. Die vierte Corona-Welle nährt weiterhin die wirtschaftlichen Unsicherheiten. Da China wohl seiner Null-Covid-Strategie treu bleiben wird, hat sich das Risiko von Unterbrechungen oder deutlichen Verzögerungen bei den internationalen Lieferketten wieder erhöht. Wachstumseinbußen im Winterhalbjahr 2021/22 sind zu erwarten. Zusätzlich ist mit der verstärkten Entschlossenheit der US-Notenbank zur Bekämpfung der fortschreitend hohen Inflation die US-amerikanische Zinswende in greifbare Nähe gerückt.
Wir sind weiterhin positiv für das Aktienanlagejahr 2022 gestimmt, passen jedoch unsere Prognosen an die neuen Gegebenheiten an. So senken wir die DAX-Prognose zu Jahresmitte auf 17.000 Punkte. Dennoch erwarten wir weiterhin Nachholeffekte und einen Wachstumsschub in der zweiten Jahreshälfte, Zykliker sollten davon profitieren. Des Weiteren sehen wir in den aktuellen Gewinnerwartungen zu viel Pessimismus eingepreist, besonders für die konjunktursensiblen Branchen. Vor dem Hintergrund der Stärke des US-amerikanischen Binnenmarktes und der hohen Gewichtung an nahezu konjunkturunabhängigen Technologietiteln behalten wir unsere Indexziele für den S&P 500 und der MSCI World-Indizes bei. Gleiches gilt für die breiten europäischen Indizes aufgrund ihrer höheren Sektor-Diversifikation.
Die angesteuerte US-Zinswende wird derzeit noch marktfreundlich aufgenommen, birgt jedoch bei unerwartet drastischer Umsetzung auch Risiken für ambitionierte Bewertungsniveaus. Diese werden weiterhin durch die Erwartung robuster Unternehmensgewinne hochgehalten.
Sven Streibel