Sonderumfrage: Mittelständler zweifeln an Bundesregierung, viele erhoffen sich aber positive Wirkung der Fiskalpakete

Der Mittelstand traut der Bundesregierung zwar eine geringere Problemlösungs-Kompetenz zu als im Frühjahr. Einen Impuls der Fiskalpakete für Wirtschaft und eigenes Unternehmen erwarten aber immerhin 37% der Befragten.
 

Das Bild zeigt zwei Diagramme, die den Prozentsatz der Befragten darstellen, die aufgrund von Infrastrukturprojekten bzw. Verteidigungsausgaben mehr Aufträge erhalten haben. Die Balkendiagramme sind in verschiedene Branchen unterteilt, darunter Ingenieure, Bau, Maschinenbau, Metall, Elektro, Fahrzeugbau und IT-Unternehmen. Jedes Diagramm zeigt die prozentuale Steigerung der Aufträge in diesen Branchen durch die genannten Faktoren.


Die anhaltende Wachstumsschwäche setzt den mittelständischen Unternehmen in Deutschland immer mehr zu. Daher richten sie ihre Hoffnung auch auf rasche und wirksame wirtschaftspolitische Maßnahmen der schwarz-roten Bundesregierung. Schließlich hat diese einen „Herbst der Reformen“ angekündigt.

 

Zudem steht ihr mit dem Sondervermögen für Infrastruktur in Höhe von insgesamt 500 Mrd. Euro sowie der Aussetzung der Schuldenbremse für Verteidigungs- und Sicherheitsausgaben, die 1% des Bruttoinlandsprodukts übertreffen, deutlich mehr Geld als der Vorgängerregierung zur Verfügung. Allerdings werden sich Investitionen aus diesen Töpfen erst mittel- bis längerfristig positiv auf die deutsche Wirtschaft auswirken.

 

In einer Sonderumfrage unter mehr als 1.000 mittelständischen Unternehmen haben wir gefragt, wie die ersten Maßnahmen der Bundesregierung im deutschen Mittelstand angekommen sind. Die Umfrageergebnisse fallen jedoch recht ernüchternd aus. In fast allen Problemfeldern trauen die befragten Unternehmen der Regierung eine geringere Lösungskompetenz als im Frühjahr zu. Und eine Konjunkturbelebung erhoffen sich von der Bundesregierung nur noch knapp 40% der Befragten. Vor sechs Monaten waren es noch über 60%.

 

Ungeachtet der Diskussion, ob die Investitionen aus dem Infrastruktur-Sondervermögen allein zusätzlicher Art sein werden, und der Unzufriedenheit des Mittelstands mit der Bundesregierung zeigen die Ergebnisse unserer Sonderumfrage, dass bei den Ausgaben der beiden Fiskalpakete zwar kein allgemeiner Wirtschaftsboom erwartet wird. Von einem branchenübergreifenden Impuls für die Wirtschaft und das eigene Unternehmen gehen dennoch immerhin 37% der Befragten aus. Von den größeren Mittelständlern mit einem jährlichen Umsatz von mehr als 25 Mio. Euro sind es sogar mehr als 42%.

 

Auch in einigen Branchen rechnet ein durchaus nennenswerter Anteil der mittelständischen Unternehmen mit positiven direkten und indirekten Auswirkungen der Fiskalpakete. Neben dem Baugewerbe, der Elektroindustrie und (bei indirekten Auswirkungen) der Chemieindustrie sind das insbesondere die Mittelständler im Metall-, Automobil- und Maschinenbau. Damit könnten die beiden Fiskalpakete einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung der schwächelnden heimischen Industrieproduktion leisten.

 

-- Dr. Claus Niegsch