Seltene Erden: Europas Achillesferse
China setzt die neuen, strengeren Kontrollen für Seltene Erden für zwölf Monate aus. Dies bedeutet zunächst eine akute Entlastung, doch die alten Lizenzpflichten bleiben bestehen. Europas Industrie spürt bereits Engpässe in Schlüsselbranchen. Längere Lieferzeiten, steigende Preise und Materialmangel sind die Folgen. Mit dem „Critical Raw Materials Act“ will Europa die Eigenförderung, das Recycling und Partnerschaften stärken, um die Abhängigkeit zu verringern.
Chinas verschärfte Exportkontrollen für Seltene Erden hätten ab Dezember 2025 weitreichende Folgen für globale Lieferketten gehabt. Nach dem Trump-Xi-Abkommen erklärte Peking jedoch, die im Oktober beschlossenen Zusatzregeln für ein Jahr weltweit auszusetzen. Damit ist die unmittelbare Gefahr eines Engpasses gebannt, doch die bisherigen Genehmigungspflichten bleiben bestehen. Während China seine Bereitschaft angekündigt hat für die USA allgemeingültige Lizenzen einzurichten, stehen die EU darüber mit China noch in Verhandlungen.
Europäische Unternehmen spüren bereits die Folgen der bestehenden chinesischen Exportregeln. Viele Betriebe berichteten von längeren Genehmigungsverfahren, steigenden Beschaffungskosten und unsicherer Planbarkeit bei kritischen Vorprodukten. Besonders betroffen sind Branchen mit hohem Technologiefokus. Um Produktionsunterbrechungen zu vermeiden, legen Firmen inzwischen größere Sicherheitsbestände an, suchen nach alternativen Lieferanten in Asien oder Australien und investieren in technische Substitution.
Der Critical Raw Materials Act (CRMA) soll Europas Rohstoffbasis stärken: 10% Abbau, 40% Verarbeitung und 25% Recycling bis 2030. Doch viele der 47 als strategisch eingestuften Projekte werden erst ab 2027 produktiv, und manche drohen zu scheitern. Bis dahin bleibt Europa anfällig für geopolitische Spannungen, Preisaufschläge und temporäre Engpässe – die ausgesetzten strengeren Kontrollen Chinas verschaffen lediglich Zeit, aber keine echte Unabhängigkeit.
-- Matthias Schupeta

