Gold: Prognoseupdate – kein Ende des Höhenflugs in Sicht
US-Leitzinssenkungserwartungen sowie wirtschaftspolitische Spannungen durch den US-Präsidenten sind derzeit die Haupttreiber der Goldnachfrage. Aufgrund des anhaltenden Rückenwinds rechnen wir mit einer Fortsetzung des Preisanstiegs – bis auf 4.800 USD je Feinunze auf Sicht von zwölf Monaten.

Nachdem der Goldpreis im Frühling und Sommer dieses Jahres eine Rally-Pause eingelegt hatte, ist seit September wieder eine steile Aufwärtsbewegung zu beobachten. Inzwischen liegt der Goldpreis bei über 4.000 USD – seit Jahresbeginn beläuft sich das Kursplus auf über 50%. Besonders auffällig an der aktuellen Rally ist, dass klassische Nachfragetreiber wieder in den Fokus gerückt sind, von denen sich der Goldpreis in den vergangenen Jahren teilweise entkoppelt hatte. Insbesondere sind hier die marktseitigen US-Leitzinssenkungserwartungen sowie das angeschlagene Vertrauen in den Dollar zu nennen.
Nachdem die US-Arbeitsmarktdaten für den August veröffentlicht wurden und einen deutlich schwächeren Arbeitsmarkt als bisher angenommen offenbarten, verfestigten sich die Leitzinssenkungserwartungen der Marktteilnehmer. Perspektivisch fallende Marktzinsen erhöhen die relative Attraktivität des unverzinsten Goldes. Aufmerksamkeit vonseiten des gelben Edelmetalls erfährt die Fed zudem momentan nicht nur wegen ihrer Geldpolitik. Auch der Versuch der Einflussnahme auf die US-Notenbank durch Donald Trump spielt eine Rolle. Dieser lässt Zweifel an der Unabhängigkeit der Fed aufkommen. Gold profitiert in seiner Funktion als sicherer Hafen besonders stark von einem angeschlagenen Vertrauen in die Weltleitwährung.
Zwar richtet sich der Fokus der Marktteilnehmer aktuell vorrangig auf die traditionellen Treiber. Zwei weitere strukturelle Faktoren geben aber weiterhin dem Goldpreis Auftrieb. Dazu zählt vor allem die Verschiebung der geopolitischen Rahmenbedingungen bzw. die derzeit stattfindende Blockbildung, welche die Rolle von Gold als ultimativer sicherer Hafen stärken. Aus dieser Entwicklung heraus ergibt sich auch der zweite strukturelle Treiber: eine erhöhte Nachfrage von Zentralbanken aus den Schwellenländern, die das Ziel haben, ihre Abhängigkeit vom US-Dollar zu reduzieren.
Aufgrund des vorherrschenden Rückenwinds rechnen wir mit einer Fortsetzung des Goldpreisanstiegs. Dabei dürften Leitzinssenkungen in den USA sowie die Angriffe des US-Präsidenten auf die Unabhängigkeit der Fed innerhalb der nächsten drei Monate zu einem Anstieg des Goldpreises auf 4.400 USD führen. Eine hartnäckig hohe US-Inflation und der bestehende Trend der Blockbildung, zusammen mit der hohen Zentralbanknachfrage, verleihen der Attraktivität des gelben Edelmetalls langfristigen Auftrieb und dürften auf Sicht von zwölf Monaten für Niveaus im Bereich von 4.800 USD je Feinunze sorgen.
-- Thomas Kulp