Bitcoin & Co. vor traditionell stärkstem Quartal des Jahres
Der Bitcoin konnte seit Jahresbeginn zwar deutlich zulegen. In den letzten Monaten gaben aber Vertreter aus der zweiten Reihe den Ton an. Geht es nach der Saisonalität, dürften vor allem Bitcoin und die größeren Kryptowährungen bis zum Jahresende gen Norden klettern. Vermiesen könnte dieses historische Muster eine Eintrübung der fundamentalen Rahmenbedingungen und damit der Finanzmarktstimmung

Nachdem der Bitcoin Mitte August ein neues Allzeithoch oberhalb von 120.000 US-Dollar erklimmen konnte, ließ er es seither deutlich ruhiger angehen. Zeitweise musste er sogar einen Rücksetzer bis in die Region um 108.000 US-Dollar hinnehmen – und dies trotz der insgesamt greifbarer werdenden Perspektive hinsichtlich weiterer Leitzinssenkungen durch die US-Notenbank. Mit etwas Rückenwind vonseiten eines schwächelnden US-Dollars, der unter dem Government Shutdown in den USA zu leiden hat, gelang es der weltweit führenden Kryptowährung jüngst immerhin zurück in die Region oberhalb von 115.000 US-Dollar.
An der Marktdominanz der führenden Kryptowährung ändert die zuletzt zu beobachtende Seitwärtsorientierung zwar wenig, bewegt sich der Bitcoin-Anteil doch weiterhin im Bereich von 60%. Allerdings zeigten sich einige Altcoins („alternative Kryptowährungen“) insbesondere seit der Jahresmitte von ihrer starken Seite. So konnte die zweite Reihe um die Kryptowährungen Ether (+70%), Ripple (+27%) und Solana (+38%) den Bitcoin mit seinem Kursplus von „nur“ 8% klar in die Schranken weisen. Selbiges gilt für die dritte und vierte Reihe im Kryptowährungssegment. So zeigen Indizes, die einen Korb mittelgroßer und kleinerer Vertreter unter den Top 100 des Marktes abbilden, doch ebenfalls eine nennenswerte Outperformance.
Ein deutlich gemischteres Bild ergibt sich beim Blick auf die Kursentwicklung seit Jahresbeginn. Während Bitcoin und Ether seither um rund ein Viertel zulegen konnten, schnitten zwar andere Vertreter aus den Top 15 teils merklich besser ab, darunter XRP (Ripple) mit einem Plus von 40%. Zugleich gibt es aber auch etablierte Kryptowährungen, die nicht nur einen im direkten Vergleich geringeren Anstieg aufweisen, sondern sogar Kursverluste hinnehmen mussten. Ein prominentes Beispiel ist der Dogecoin, der vor allem durch öffentlichkeitswirksame Äußerungen des Unternehmers Musk Aufmerksamkeit erfuhr. Seit Jahresbeginn hat dieser Memecoin mehr als 20% nachgegeben.
Geht es nach der Saisonalität, könnte es mit der durchwachsenen Bilanz am Kryptowährungsmarkt bald vorbei sein. So war das vierte Quartal in den vergangenen Jahren teils von besonderer Aufwärtsdynamik geprägt. Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre ging es beim Bitcoin zwischen Anfang Oktober und Ende Dezember fast 60% bergauf. In vier der fünf Fälle konnte die führende Kryptowährung teils im dreistelligen Prozentbereich zulegen. Letzteres gilt zwar auch für die Nummer zwei im Kryptosegment. Allerdings weist Ether zugleich eine im Durchschnitt etwas kleinere Aufwärtsbewegung in den letzten Quartalen der vergangenen fünf Jahre auf.
Ausgemachte Sache ist eine erneute Jahresendrally indes nicht. Mal ganz davon abgesehen, dass tiefgreifende neue positive Impulse für den Bitcoin aktuell nicht am Horizont auszumachen sind, droht dem gesamten Kryptowährungsmarkt auf kurze Sicht Gegenwind durch eine Eintrübung des an den globalen Finanzmärkten vorherrschenden Sentiments. Nicht nur bewegt sich dieses – trotzt aller Krisen und Spannungen – auf einem (beinahe euphorischen) Niveau, das zuletzt im Jahr 2007 erreicht wurde. Zugleich dürften die Daten für die weltwirtschaftliche Lage in der zweiten Jahreshälfte 2025 eine deutlich nachlassende Dynamik offenlegen. Als (sehr) spekulative Vermögenswerte, die Kryptowährungen weiterhin sind, würden sie von einer allgemeinen Stimmungseintrübung an den Finanzmärkten überproportional in Mitleidenschaft gezogen.
-- Sören Hettler