Frankreich: Politische Krise dämpft zarte Konjunkturerholung

Eine Nation steht unter doppeltem Druck. Einerseits herrscht politische Instabilität im Inneren, andererseits gibt es fiskalischen Zwang von außen. Konjunkturell herrscht ein unausgeglichenes und anämisches Wachstum, das vor allem vom Konsum getragen wird. In diesem hochriskanten Umfeld werden durch Strukturreformen die Weichen für die Zukunft der Grande Nation gestellt.
 

Das Bild stellt zwei Diagramme dar, die wirtschaftliche Kennzahlen in Bezug auf Frankreich, Deutschland und die Eurozone veranschaulichen.

1. **Linkes Diagramm: Wirtschaftswachstum**
   - Das linke Diagramm zeigt das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Frankreich, Deutschland und die Eurozone in Prozent, kalenderbereinigt.
   - Es stellt Wachstumsraten für die Jahre 2023 bis 2026 mit einer Projektion für 2027 (202p) dar.
   - Frankreich weist im Vergleich zu Deutschland und der Eurozone schwächelnde Wachstumsdynamik auf, wie durch niedrigere Wachstumsraten ersichtlich.

2. **Rechtes Diagramm: Fiskaldefizite**
   - Das rechte Diagramm illustriert die staatlichen Budgetsalden als Prozentsatz des BIP für dieselben Regionen und Zeiträume.
   - Es hebt die Herausforderung Frankreichs hervor, hohe Fiskaldefizite zu bewältigen, da es im Vergleich zu Deutschland und der Eurozone schlechter abschneidet.
   - Die Defizite sind als negative Zahlen dargestellt, wobei Frankreich konstant höhere Werte zeigt.

Zur Verdeutlichung der wirtschaftlichen Lage und Herausforderungen in Frankreich im Vergleich zu Deutschland und der gesamten Eurozone sind die Balken entsprechend farblich gekennzeichnet:
- Grau für die Eurozone
- Blau für Deutschland
- Orange für Frankreich

Der Quellhinweis am unteren Rand des Bildes deutet auf eine Analyse oder Prognose von EY, einer globalen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft, hin.


Frankreich befindet sich in einer prekären Lage, gefangen zwischen innenpolitischem Chaos und externen Zwängen. Eine Regierung ohne stabile parlamentarische Mehrheit sieht sich massiven, landesweiten Protesten gegen Sparmaßnahmen gegenüber. Gleichzeitig fordern die Finanzmärkte und die EU im Rahmen des Defizitverfahrens eine strikte Haushaltsdisziplin. Dieser Konflikt lähmt die politische Handlungsfähigkeit und erhöht die Finanzierungskosten des Staates, was den Spielraum für notwendige Investitionen drastisch einschränkt.

 

Die französische Wirtschaft wächst mit prognostizierten 0,6% bis 0,8% in diesem und kommenden Jahr nur minimal und stützt sich gefährlich einseitig auf den privaten Konsum, der von niedriger Inflation und Mindestlohnerhöhungen profitiert. Dem stehen jedoch gravierende Schwächen gegenüber: Die Bauwirtschaft befindet sich in einer tiefen Krise, die Unternehmensinvestitionen sind aufgrund der politischen Unsicherheit und der Sparzwänge rückläufig, und die Industrie kann sich wegen der schwachen internationalen Nachfrage nicht nachhaltig erholen.

 

Parallel zur akuten Krise werden entscheidende Weichen für Frankreichs zukünftige Wettbewerbsfähigkeit gestellt, etwa durch die Neuausrichtung der Energiepolitik (Atomausbau), neue Handelsabkommen (USA) oder auf dem Arbeitsmarkt (Sozialreformen). Der Erfolg dieser langfristig angelegten und oft umstrittenen Projekte wird jedoch durch die aktuelle politische Instabilität, die unsichere Finanzierung und den anhaltenden sozialen Widerstand massiv gefährdet, was eine nachhaltige Erholung zusätzlich erschwert.

 

-- Matthias Schupeta