Frankreich: Politische Krise dämpft zarte Konjunkturerholung
Eine Nation steht unter doppeltem Druck. Einerseits herrscht politische Instabilität im Inneren, andererseits gibt es fiskalischen Zwang von außen. Konjunkturell herrscht ein unausgeglichenes und anämisches Wachstum, das vor allem vom Konsum getragen wird. In diesem hochriskanten Umfeld werden durch Strukturreformen die Weichen für die Zukunft der Grande Nation gestellt.

Frankreich befindet sich in einer prekären Lage, gefangen zwischen innenpolitischem Chaos und externen Zwängen. Eine Regierung ohne stabile parlamentarische Mehrheit sieht sich massiven, landesweiten Protesten gegen Sparmaßnahmen gegenüber. Gleichzeitig fordern die Finanzmärkte und die EU im Rahmen des Defizitverfahrens eine strikte Haushaltsdisziplin. Dieser Konflikt lähmt die politische Handlungsfähigkeit und erhöht die Finanzierungskosten des Staates, was den Spielraum für notwendige Investitionen drastisch einschränkt.
Die französische Wirtschaft wächst mit prognostizierten 0,6% bis 0,8% in diesem und kommenden Jahr nur minimal und stützt sich gefährlich einseitig auf den privaten Konsum, der von niedriger Inflation und Mindestlohnerhöhungen profitiert. Dem stehen jedoch gravierende Schwächen gegenüber: Die Bauwirtschaft befindet sich in einer tiefen Krise, die Unternehmensinvestitionen sind aufgrund der politischen Unsicherheit und der Sparzwänge rückläufig, und die Industrie kann sich wegen der schwachen internationalen Nachfrage nicht nachhaltig erholen.
Parallel zur akuten Krise werden entscheidende Weichen für Frankreichs zukünftige Wettbewerbsfähigkeit gestellt, etwa durch die Neuausrichtung der Energiepolitik (Atomausbau), neue Handelsabkommen (USA) oder auf dem Arbeitsmarkt (Sozialreformen). Der Erfolg dieser langfristig angelegten und oft umstrittenen Projekte wird jedoch durch die aktuelle politische Instabilität, die unsichere Finanzierung und den anhaltenden sozialen Widerstand massiv gefährdet, was eine nachhaltige Erholung zusätzlich erschwert.
-- Matthias Schupeta