Konsumenten oder Unternehmen – wer trägt die Last der Zölle?

Ob durch die US-Zölle die Preise für Verbraucher steigen oder die Margen der exportierenden Unternehmen fallen, hängt maßgeblich von der Art des Produkts und der Wettbewerbssituation in der Branche ab. Beide Seiten werden wohl einen Teil der Last zu schultern haben, bei Automobilen und anderen diskretionären Konsumgütern dürfte der von den Corporates zu tragende Anteil allerdings am größten ausfallen. Indirekte Effekte, wie eine schwächere Konjunktur, sind ebenfalls nicht zu unterschätzen.

 

Das Bild stellt eine Analyse der Auswirkungen von US-Zöllen auf verschiedene wirtschaftliche Sektoren dar. Es ist eine tabellarische Darstellung, mit der bewertet wird, wie stark unterschiedliche Branchen durch diese Zölle beeinflusst werden. Verschiedene Wirkungsmechanismen werden dabei berücksichtigt:

1. **Verfügbarkeit von Ersatzprodukten** - Bewertet die Möglichkeit, andere Produkte zu verwenden, wenn ein belegt ist.

2. **Preissteigerungen** - Zeigt an, welche Branchen von Erhöhungen der Importpreise betroffen sind.

3. **Produktionsverlagerung ins Ausland** - Betrachtet die Abwanderung von Produktion aufgrund von Zöllen.

4. **Exportschwierigkeiten** - Identifiziert, welche Branchen Probleme haben, ihre Produkte ins Ausland zu verkaufen.

5. **Beschränkungen Investitionen** - Erwägt, wie Investitionen durch Zölle eingeschränkt werden.

6. **Verstärkung der Konkurrenz** - Wie sehr die Konkurrenz durch schwächere Zölle in anderen Ländern steigt.

Jeder Sektor wird anhand einer Farbskala bewertet, von grün (weniger betroffen) bis rot (stark betroffen), um zu zeigen, wie stark sie von den Zöllen betroffen sind. Sektoren und Mechanismen sind in der Tabelle sowohl horizontal als auch vertikal angeordnet, um ein klares Verständnis zu bieten, wie sie zusammenhängen.

Die Quelle der Daten ist DIHK (Deutscher Industrie- und Handelskammertag), eine bedeutende Organisation im wirtschaftlichen Kontext, die solche Studien und Evaluierungen durchführt.

 

Donald Trump behauptet stets, dass es die exportierenden Unternehmen aus anderen Ländern sind, welche die US-Zölle bezahlen. Rein technisch sind es aber die US-Importeure, die den Zoll bei der Einfuhr zu entrichten haben. Politiker aus anderen Ländern argumentieren daher gerne, dass am Ende die US-Konsumenten für die Zusatzkosten aufkommen müssen. In der Realität ist die Situation aber komplexer und die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Wie viel der Zollkosten letztendlich von den Verbrauchern in Form höherer Preise und wie viel von den Unternehmen in Form geringerer Mengen und Margen getragen werden, hängt vom Produkt und seinen Eigenschaften sowie von der Wettbewerbssituation in der jeweiligen Branche ab.

 

Bei der Analyse der Wirkungskanäle der US-Zölle auf die Unternehmen sollten sowohl die direkten als auch die indirekten Effekte berücksichtigt werden. Erstere betreffen nur Corporates, welche Güter in die USA exportieren. Wie gut die Preissetzungsmacht der Firmen ist, hängt von der Elastizität der Nachfrage ab. Für das einzelne Unternehmen ist zudem relevant, wie groß der Anteil des US-Markts am Gesamtumsatz ist, welcher Zollsatz zur Anwendung kommt und wie viel Puffer die Marge des Konzerns bietet, um einen Teil der Zusatzkosten abzufangen. Von den indirekten Effekten in Form einer schwächeren Konjunktur, Investitionszurückhaltung angesichts erhöhter Unsicherheit und eines zunehmenden Wettbewerbs auf anderen Märkten ist im Grunde jedes Unternehmen betroffen, wenn auch unterschiedlich stark.

 

Das Ergebnis einer DZ BANK Analyse zeigt, dass die Automobilbranche am deutlichsten unter den US-Zöllen zu leiden hat. Hier kommen sowohl eine hohe Nachfragelastizität als eine starke Konjunkturabhängigkeit zum Tragen. Mittelstarke Auswirkungen, wenn auch zum Teil aus sehr unterschiedlichen Gründen, erwarten wir in den Sektoren Konsum, Healthcare, Grundstoffe, Öl & Gas, Tech, Industrie sowie Chemie. Bei Nahrung, Bau, Immobilien, Handel, Telekom, Versorger und Dienstleistungen rechnen wir hingegen nur mit geringen Effekten. Dies geht unter anderem auf den Geschäftsfokus (Erbringung von Services) oder die Art des Produkts (Lebensmittel) zurück. Die Tatsache, dass noch immer Unklarheit über die Höhe der Zölle und mögliche Ausnahmen besteht, sowie die begrenzte Transparenz über die Lieferketten der Unternehmen, lassen zum aktuellen Zeitpunkt nur qualitative Tendenzaussagen zu. In Summe schätzen wir die Auswirkungen für Corporates als beherrschbar ein.

 

-- Thomas Weber