USA: „Boom“ trotz Zöllen?
Die US-Wirtschaft ist im zweiten Quartal kräftig gewachsen – allerdings nur auf dem Papier. Ein starker Rückgang der Importe darf nicht als „Boom“ interpretiert werden.

Die Wirtschaftsleistung der Vereinigten Staaten ist im zweiten Quartal 2025 kräftig gewachsen. Auf annualisiert 3,0% beziffert das Bureau of Economic Analysis den Anstieg des Bruttoinlandsprodukts gegenüber dem Vorquartal. Die hohe Wachstumszahl der USA stellt das Mini-Plus aus dem Euroraum klar in den Schatten. Geht Trumps Strategie also auf?
Positiv stimmt, dass die privaten Konsumausgaben in den USA im zweiten Quartal abermals robust zugelegt haben. Zwar dürften dabei auch Vorziehkäufe der Verbraucher aus Angst vor steigenden Preisen eine Rolle gespielt haben. Dennoch scheint die Ausgabenfreude der US-Verbraucher bislang nicht so stark unter den Zöllen zu leiden, wie befürchtet. Auch die Investitionen der Unternehmen in Ausrüstung sind zumindest leicht gestiegen, was Zuversicht ausstrahlt.
Auf der anderen Seite muss berücksichtigt werden, dass der Großteil des „Wirtschaftswachstums“ im zweiten Quartal von einem heftigen Rückgang der Warenimporte herrührte. Ein Anstieg des BIP, der auf rückläufigen Importen basiert, darf aber nicht als „Boom“ bezeichnet werden. Vielmehr zeigt sich hierin, dass Trumps „Zollchaos“ heftige Schwankungen in der Wirtschaftsstatistik hervorruft. Im ersten Quartal sorgten vorgezogene Importe der US-Unternehmen zur Vermeidung höherer Zölle noch für ein deutliches Minus beim BIP. Nun hat sich der Effekt umgekehrt.
Für die wirtschaftliche Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte 2025 ist vor allem entscheidend, wie sich die Verbraucher verhalten werden. Werden sie ihr Geld weiterhin ausgeben oder zurückhaltend sein? Wir gehen von letzterem aus. Der wesentliche Grund dafür ist, dass sich Trumps Zölle nun zunehmend in der Inflation niederschlagen dürften. Denn die Unternehmen werden die gesamte Last der Zölle wohl nicht dauerhaft tragen können. Ein spürbarer Anstieg der Inflation dürfte die Verbraucher in den nächsten Monaten verunsichern und das Wirtschaftswachstum bremsen.
-- Alexander Buhrow