Moody’s überarbeitet Methodik: Ratingveränderungen stehen bevor

Die Ratingangentur Moody’s überarbeitet derzeit ihre Rating Methodik. Dabei geht es vor allem um Anpassungen bei der Bewertung der Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung einer Bank. Die Neuerungen dürften einige Ratingveränderungen auslösen.
 

In einer umfangreichen Publikation hat Moody‘s geplante Anpassungen ihrer derzeitigen Ratingmethodik vorgestellt und die Marktteilnehmer bis Mitte Juni zur Kommentierung und Stellungnahme aufgerufen. Wann eine finale Version veröffentlicht wird, lässt die Agentur offen.

 

An der „grundsätzlichen“ Ratingmethode werde man festhalten, heißt es, mit den vorgeschlagenen Änderungen wolle man aber vor allem der Entwicklung und dem Fortschritt der Bankenregulierung Rechnung tragen. Die vorgeschlagenen Änderungen konzentrieren sich vor allem auf die für die Bewertung des Finanzprofils einer Bank wichtigen Bereiche Eigenkapital, Fundingstruktur und Liquidität, denn die Kapitalisierung der Banken sei mit den strengeren Anforderungen in den vergangenen Jahren merklich gestiegen und die Bereitstellung von Liquiditäts- und Fundingkennzahlen habe sich erheblich verbessert. Auch einheitlicher und damit besser vergleichbar seien die berichteten Kennzahlen geworden.

 

Die vorgeschlagenen Methodenänderungen setzen bei der Basiskreditrisikoeinschätzung (Baseline Credit Assessment; BCA) einer Bank an, die den Ausgangspunkt all ihrer weiteren Ratings wie dem Einlagen- oder auch der Senior Unsecured Ratings darstellt. Das BCA drückt die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls auf komplett isoliert betrachteter Basis aus, also ohne Berücksichtigung irgendwelcher potenzieller Unterstützungsmaßnahmen.

 

Die mit der Umsetzung der Methodik einhergehenden Ratingänderungen erscheinen moderat, nur 16% der Senior Unsecured Ratings von Banken würden nach Berechnungen von Moody’s betroffen sein, meist handelt es sich dabei um Veränderungen um eine Ratingstufe. Und obwohl die Methodik tendenziell verschärft wird, würde es wohl zu etwas mehr Herauf- als Herabstufungen kommen: Weltweit stünden 46% Herabstufungen bei den Senior Unsecured Ratings 55% Heraufstufungen gegenüber. Interessant ist in dem Zusammenhang, dass offenbar insbesondere Banken mit Sitz in Europa von der neuen Ratingmethodik profitieren könnten. So entfielen auf sie nach Angaben von Moody’s nur 29% der Herabstufungen, aber 45% der Heraufstufungen! Angaben zu einzelnen Banken oder spezifischen Bankenmärkten macht Moody’s dabei aber nicht. Insgesamt zeigen die erwarteten Ratingänderungen, dass die meisten Banken fundamental - insbesondere mit Blick auf Kapitalisierung und Liquidität - solide aufgestellt sind.

 

-- Alex Constanze Steinmann