Bitcoin erholt sich nach Achterbahnfahrt

Zollpause, steigende Geldmengen und Bitcoin-Käufe durch Unternehmen sorgen für Kursaufschwung – 100.000 US-Dollar wieder im Visier.
 


Die letzten Wochen haben einmal mehr gezeigt, wie schnell sich der Wind auf dem Krypto-Markt drehen kann und die hohe Volatilität des Sektors erneut unter Beweis gestellt. Die Turbulenzen an den Finanzmärkten rund um die US-Zölle vor rund vier Wochen gingen auch am Bitcoin nicht spurlos vorbei und schickten die führende Kryptowährung im Einklang mit den Aktienmärkten gen Süden, zeitweise sogar unter die Marke von 75.000 US-Dollar. Die Stimmung unter den Anhängern war extrem gedrückt, zumal am Ende der ersten drei Monate des Jahres ein Minus von knapp 12% zu Buche stand. Damit verzeichnete der Bitcoin das schlechteste erste Quartal seit 2018.

Die Trendwende am Krypto-Markt in den letzten Wochen wurde durch Trumps 90- tägige „Zollpause“ und die damit verbundene Aufhellung der Stimmung an den Finanzmärkten eingeleitet. Bitcoin konnte zuletzt sogar die Marke von 95.000 US-Dollar überwinden und damit vom temporären Tiefpunkt vor einem Monat einen Kursanstieg von rund 30% verzeichnen.. Der jüngste Anstieg des Bitcoin-Preises ist auf beruhigende Äußerungen von US-Präsident Trump zurückzuführen, die die Stimmung an den globalen Finanzmärkten verbessert haben. Einerseits stellte er eine Senkung der Zölle gegenüber China in Aussicht, andererseits erklärte er, dass er nicht vorhabe, Fed-Chef Jerome Powell zu entlassen, nachdem er kürzlich seine Unzufriedenheit mit dessen Geldpolitik geäußert hatte. Darüber hinaus scheinen die Verhandlungen der USA über erste neue Zollabkommen mit großen Volkswirtschaften kurz vor dem Abschluss zu stehen, was sich ebenfalls positiv auf die Stimmung auswirkte.


Doch nicht nur die Zollpause, sondern zwei weitere Faktoren waren maßgebliche Kurstreiber. Zum einen bekommt Bitcoin aktuell Rückenwind von der Ausweitung der globalen Geldmenge (M2), welche aktuell von Rekord zu Rekord eilt. In den vergangenen Jahren konnte der Bitcoin-Kurs mit einer Verzögerung von ein paar Monaten regelmäßig von den Steigerungen der globalen Geldmenge profitieren. Zum anderen treten derzeit vermehrt Unternehmen als Käufer von Bitcoins auf. Prominentestes Beispiel ist die US-Firma Strategy mit ihrem CEO und Bitcoin-Befürworter Michael Saylor, die mit 555.450 Bitcoins etwa 2,8% der aktuell im Umlauf befindlichen Bitcoins besitzt. Strategy ist damit unangefochten auf Platz 1 der Unternehmen, die Bitcoins auf der Bilanz haben.

 

Auch wenn Bitcoin-Befürworter die Zollpolitik Trumps weiterhin genau beobachten werden, lässt sich aus heutiger Sicht festhalten, dass sich die führende Kryptowährung in den letzten Wochen im Vergleich zu früheren Kurseinbrüchen bei ähnlicher globaler Verunsicherung an den Finanzmärkten als robust erwiesen hat. Sowohl ein Gewöhnungseffekt bei weiteren neuen Ankündigungen aus der US-Zollpolitik als auch wiederkehrende Volatilität sind in den kommenden Wochen und Monaten möglich. Für die längerfristige Preisentwicklung von Bitcoin & Co. wird insbesondere die Geldpolitik eine bedeutende Rolle spielen. 

 

-- Marcel Heinrichsmeier