EWU-Inflation: Ostereffekt kompensiert niedrigere Energiepreise

Die Verbraucherpreise im Euro-Raum sind im April um 2,2% gegenüber dem Vorjahr genauso schnell gestiegen wie März. Der Ostereffekt hat die Dienstleistungspreise im April deutlich beschleunigt, während ein niedrigerer Ölpreis die Energiepreise drosselte.
 


Die Inflationsrate im Euro-Raum (EWU) lag im April den vorläufigen Angaben zufolge bei 2,2 %. Damit fiel die Rate genauso hoch aus wie im Vormonat. Ein genauerer Blick auf die einzelnen Komponenten zeigt jedoch, dass es unter der Oberfläche zu spürbaren Bewegungen kam. Einerseits gingen die Energiepreise im Vorjahresvergleich deutlich zurück und dämpften damit die Preisentwicklung. Die Rezessionssorgen in den USA infolge des „Liberation Day“ und der Zollpolitik der USA hatten zwischenzeitlich den Ölpreis deutlich gedrückt. Das entlastete die Verbraucher an den Tankstellen. Auf der anderen Seite zeigte sich aufgrund des späten Osterfestes in diesem Jahr eine stärkere Teuerung bei den Dienstleistungen. Dies kompensierte die Effekte der Energiepreise. Da sich bei den anderen Komponenten – Nahrungsmittel und industrielle Güter – die Preisdynamik kaum änderte, blieb die Inflationsrate unverändert. Die Verteuerung der Dienstleistungspreise sorgte jedoch für einen Anstieg der Kernteuerung von 2,4 % auf 2,7 %.

 

Auch in den großen Mitgliedstaaten zeigt sich aufgrund der beiden gegenläufigen Effekte kaum Bewegung. Während die Inflationsrate in Frankreich und Deutschland nur leicht niedriger tendierte, blieb sie in Italien und Spanien unverändert.

 

Wir gehen aktuell davon aus, dass die Inflationsrate im Euroraum in den kommenden Monaten über der Marke von 2 % liegen dürfte. Die Vielzahl unterschiedlicher Einflussfaktoren erschwert die Arbeit der EZB. Der vorausschauende Lohnindikator der EZB signalisiert für die kommenden Monate einen schwächeren Druck von den Tariflöhnen. Dies würde für eine langsamere Preisdynamik bei den Dienstleistungspreisen sprechen. Vieles wird jedoch auch von der weiteren Entwicklung des Rohölpreises abhängen. Das Bruttoinlandsprodukt der USA ist im ersten Quartal 2025 erstmals seit Anfang 2022 gesunken. Im zweiten Quartal droht aufgrund der Zölle eine Belastung des privaten Konsums und somit eine Fortsetzung der Wachstumsschwäche in den USA. Die Rezessionssorgen dämpfen den Ölpreis. Allerdings geht von der Zollpolitik der USA eine hohe Unsicherheit für Europa aus, denn es ist noch nicht klar, wie es in den kommenden Monaten mit den Zollverhandlungen weitergeht. EU-Gegenzölle könnten, sofern es nicht zu einem für beide Seiten tragfähigen „Deal” kommt, durch verteuerte Importe den Inflationsauftrieb im Euro-Raum verstärken.

 

-- Dr. Christoph Swonke