Euro-Raum: Nach positivem erstem Quartal wird die US-Zollpolitik die Konjunkturdynamik bremsen

Das Bruttoinlandsprodukt des Euro-Raums hat im ersten Quartal 2025 um 0,4% zugelegt. In allen Ländern zeigte sich eine positive Entwicklung. Die US-Zollpolitik sorgt für Unsicherheit und dürfte ab dem Frühjahr die Konjunktur belasten.
 


Im ersten Quartal 2025 stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Europäischen Währungsunion (EWU) um 0,4% gegenüber dem Vorquartal. Damit setzte sich nicht nur der moderat positive Trend der Vorquartale fort, sondern die Dynamik beschleunigte sich gegenüber dem Schlussquartal sogar noch einmal leicht.

 

Alle Mitgliedsländer trugen positiv zum Quartalsergebnis bei. In Deutschland stieg die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal um 0,2 %, in Frankreich und den Niederlanden um 0,1 %. Für Italien wird in der Schnellschätzung sogar ein Zuwachs von 0,3 % ausgewiesen, für Spanien sogar von 0,6 %. Auch die kleineren Länder konnten zulegen. So stieg das BIP in Belgien um 0,3 % und in Österreich um 0,2 %. Besonders kräftig fiel der Zuwachs in Irland mit 3,2 % aus. Hier sind die Wachstumszahlen jedoch tendenziell sehr volatil.

 

Zu diesem Zeitpunkt liegen nur spärliche Informationen darüber vor, wie sich die einzelnen Nachfragekomponenten zwischen Januar und März entwickelt haben. Es ist gut möglich, dass Vorzieheffekte im Hinblick auf die US-Zölle, die mit dem „Liberation Day” am 2. April eine neue Stufe erreicht haben, die Wirtschaftsentwicklung in einigen Ländern gestützt haben. Für eine genauere Aussage müssen jedoch noch weitere Details abgewartet werden. Falls das BIP am Jahresanfang tatsächlich durch Vorzieheffekte gestützt wurde (beispielsweise in Irland), fallen diese im zweiten Quartal weg. Das wird das Wirtschaftswachstum belasten. Ein Rückgang der Wirtschaftsleistung ist aus unserer Sicht wahrscheinlich.

 

Hinzu kommt die Unsicherheit, wie die USA ihre Zollpolitik weiter umsetzen werden. Derzeit gilt mit einigen Ausnahmen „nur“ ein Basiszoll von 10 % auf die Exporte der EU-Länder in die USA. Bis Anfang Juli gilt ein Moratorium, das bislang eine höhere Zollschranke von insgesamt 20 % verhindert. Dieser Zeitraum soll für Verhandlungen genutzt werden. Unabhängig davon, ob es zwischen der EU und den USA tatsächlich zu einem für beide Seiten tragfähigen „Deal“ im Zollstreit kommt, hat die wirtschaftliche Unsicherheit massiv zugenommen und erodiert die Planungssicherheit der Unternehmen. Investitionen, Produktion und Einstellungsbereitschaft dürfte dies bremsen. Insgesamt dürfte das Wirtschaftswachstum des Währungsraums in diesem Jahr somit schwächer ausfallen als im vergangenen Jahr. Erst 2026, wenn auch stärkere Investitionsimpulse aus Deutschland sich entfalten dürften, ist wieder mit einer stärkeren Konjunkturdynamik zu rechnen.

 

-- Dr. Christoph Swonke