Trump verhängt Zölle gegen Abnehmer von Rohöl aus Venezuela – Druck auf China wächst

Die neuen US-Zölle richten sich nur auf den ersten Blick gegen Venezuela, sondern primär gegen China. Donald Trump hofft wohl, die Volksrepublik so zu Verhandlungen zwingen zu können. Am Ölmarkt dürfte die Angebotsverknappung vorübergehend die Preise stützen.

 

 

US-Präsident Trump hat gestern eine neue Runde von Strafzöllen verhängt, sogenannte „Sekundärzölle“, die schon ab dem 2. April in Kraft treten sollen. Sekundärzölle deshalb, weil alle Länder, die venezolanisches Rohöl direkt oder indirekt importieren, selbst wiederum hohe Strafzölle von 25% auf ihren gesamten Handel mit den USA befürchten müssen – zusätzlich zu bereits bestehenden Zöllen. Hinzu kommt, dass die Zölle auch noch dann gelten sollen, wenn die letzten Öleinfuhren aus Venezuela bereits ein Jahr zurück liegen.

 

Aus unserer Sicht richten sich diese neuen Zölle primär gegen China. China ist gemäß Angaben der US Energy Information Administration (EIA) der mit Abstand größte Abnehmer von venezolanischem Rohöl (ironischerweise sind die USA der zweitgrößte Importeur). Ähnlich wie bei den Strafzöllen, die die US-Regierung wegen des Fentanyl-Schmuggels gegen China, Mexiko und Kanada erhoben hat, dürfte es sich auch bei diesen Zöllen erneut um einen fadenscheinigen Vorwand der Trump-Administration handeln, um per Dekret Zölle erheben zu können. Diese sollen dann als Druckmittel in Verhandlungen mit den Handelspartnern eingesetzt werden – auch, wenn es dabei um völlig andere Politikfelder geht. Bereits jetzt muss China Zusatzzölle in Höhe von insgesamt 20% auf seine Einfuhren in die USA verkraften, hat sich aber – anders als Mexiko oder Kanada – bislang nicht auf Verhandlungen mit der US-Regierung eingelassen, sondern hat deren Gesprächsangebote weitgehend ignoriert. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieser jüngste Zoll-Coup Trumps vor allem darauf zielt, Peking jetzt an den Verhandlungstisch zu zwingen. Denn mit den für den 2. April ebenfalls angekündigten sogenannten „reziproken“ US-Zöllen wird sich aufgrund der bereits bestehenden Sonderzölle gegen China kaum Druck auf die Volksrepublik aufbauen lassen.

 

China wird sich jetzt bewegen müssen. Eine erneute (mehr als) Verdopplung der Strafzölle hebt das Zollniveau auf Chinas immer noch wichtigstem Absatzmarkt in den Bereich von 60% – eine Größenordnung, die Donald Trump schon im Wahlkampf angedroht hatte. Hätte dieses Niveau Bestand, wäre dies für die seit einigen Jahren strauchelnde Konjunktur Chinas ein noch herberer Schlag als wir ihn vor dem Hintergrund der bereits eingeführten Zölle ohnehin für die kommenden Monate erwarten. Gleichzeitig dürfte auch der Inflationsdruck in den USA noch etwas kräftiger zunehmen und die US-Konjunktur stärker bremsen.

 

An den Ölmärkten sehen viele Anleger durch die Zölle kurzfristig ein Versorgungsrisiko für Rohöl, was die Preise stützt. Sollten die Zölle tatsächlich in Kraft treten, dürfte dies also erst einmal zu einer moderaten Erholung der Ölpreise beitragen. Auf mittelfristige und langfristige Sicht dürfte ein schwächeres Wachstum der Weltwirtschaft und insbesondere in China die Nachfrage nach Rohöl und damit die Ölpreise aber wieder belasten.

 

-- Monika Boven, Linda Yu