Unternehmensanleihen: Trendy - Reverse-Yankees
Trotz zahlreicher Risikofaktoren ist die Nachfrage nach Euro-Unternehmensanleihen ungebrochen hoch und die Risikoaufschläge sind niedrig. Auffällig viele US-Unternehmen platzieren derzeit Anleihen in Euro und sichern sich attraktive Finanzierungskonditionen diesseits des Atlantiks. Für Investoren ergeben sich dadurch Chancen.

Die deutsche Wirtschaft befindet sich in der längsten Rezession der Nachkriegsgeschichte und der neue US-Präsident Donald Trump prescht mit seiner auf Zölle setzenden Politik vor. Dennoch eilen die Aktienmärkte von einem Hoch zum nächsten. Auch die Creditmärkte zeigen sich von diesen Herausforderungen bislang wenig beeindruckt - das Kapitalmarktumfeld für Euro-Unternehmensanleihen präsentiert sich äußerst freundlich.
Neben fundamentalen Argumenten wie einer stabilen Verschuldungssituation, einer guten Kostenkontrolle und einer umsichtigen Finanzpolitik ist die Nachfrage nach Corporate Bonds auch aufgrund der attraktiven Renditen hoch. Niedrige Risikoaufschläge sowie mehrfach überzeichnete Orderbücher und nicht vorhandene Neuemissionsprämien sind die Folge.
Von der guten Nachfrage wollen auch immer mehr US-Unternehmen profitieren, indem sie den Euro Corporate Bond Markt als Alternative zum US-Kapitalmarkt nutzen. Seit Jahresbeginn haben US-Unternehmen bereits Anleihen mit einem Volumen von knapp 20 Mrd. Euro begeben, was einem Anteil von mehr als einem Viertel am Gesamtmarkt entspricht. Ein Anteil dieser Größenordnung wurde in der Geschichte des Marktes für Euro-Unternehmensanleihen bisher nur selten erreicht.
Neben der hohen Nachfrage auf dem Primärmarkt und den niedrigen Spreads auf dem Sekundärmarkt sehen wir drei wesentliche Gründe für die hohe Anzahl an sogenannten „Reverse Yankee“-Transaktionen. Erstens ist die Renditedifferenz zwischen den USA und der Eurozone aufgrund divergierender Inflations- und Wachstumsaussichten vergleichsweise hoch, so dass sich bei einem Verzicht auf eine komplette Währungsabsicherung Finanzierungsvorteile ergeben können. Zweitens hat sich die Cross-Currency-Basis in den letzten Monaten zum Vorteil ausländischer Emittenten entwickelt, so dass Euro-Emissionen bei gleichzeitigem Abschluss eines Derivats zum Tausch der Zahlungsströme in US-Dollar attraktiver geworden sind. Drittens bietet es sich auch an, große Finanzierungsvorhaben, z.B. im Rahmen einer M&A-Transaktion, auf verschiedene Kapitalmärkte aufzuteilen, um das benötigte Volumen zu bestmöglichen Konditionen zu erhalten.
Für Investoren bietet der Trend zu Euro-Anleihen US-amerikanischer Emittenten die Möglichkeit, ihr Portfolio geografisch besser zu diversifizieren und in Unternehmen zu investieren, die nicht regelmäßig am Euro-Markt präsent sind. Außerdem kann das finanzielle Engagement in der dynamischeren US-Wirtschaft erhöht werden, was sich als vorteilhaft erweisen könnte, falls sich die konjunkturelle Lage in Europa mittelfristig nicht verbessert.
-- Christine Bredehöft, Thomas Weber