Trumps Zollkrieg: „Risiko First“

Trump macht seine Zolldrohungen wahr … und verunsichert damit die Märkte. Mit den hohen Zöllen auf einen großen Teil der US-Importe geht Trump ein Wagnis ein. Die Zölle dürften für höhere Preise in den USA sorgen und auch die Wirtschaft belasten.
 


Ein neuer Zollkrieg ist ausgebrochen. US-Präsident Trump hat einen Zoll von 25% auf importierte Waren aus Kanada und Mexiko verhängt, lediglich auf Ölimporte aus Kanada wird ein reduzierter Zollsatz von 10% erhoben. Außerdem werden chinesische Waren zusätzlich zu den bestehenden Zöllen mit einem Zollsatz von 10% belegt. Begründet werden die Zölle damit, dass der Zustrom von Migranten und Drogen in die USA die nationale Sicherheit gefährde. Eine Schonfrist gibt es nicht, die Zölle sollen schon am Dienstag in Kraft treten – und so lange bestehen bleiben, bis die Partnerstaaten Trumps Forderungen nachkommen. Danach, dass die Regierungen von Kanada, Mexiko und China Trump schnell besänftigen können, sieht es momentan aber nicht aus. Stattdessen haben die Handelspartner bereits Vergeltungsmaßnahmen angekündigt. Auch gegenüber der EU dürfte es demnächst US-Zölle geben. Trump geht damit ein großes Risiko ein.

 

Man könnte argumentieren, dass Trumps Vorgehen eigentlich vorhersehbar war, hatte er die Zölle doch häufiger angekündigt. Dennoch ist die Überraschung groß: Das liegt vor allem daran, dass man Trump ein derart hartes Vorgehen kaum zugetraut hat, denn die neuen Zölle treffen ausgerechnet die Nachbarstaaten, mit denen die USA eigentlich ein Freihandelsabkommen haben. Entsprechend eng sind die Volkswirtschaften über den Handel verflochten: Rund 30% aller Importe der USA stammen aus Kanada und Mexiko. Die USA beziehen dabei einen überwiegenden Anteil ihrer Energie- und Autoimporte aus den Nachbarländern. Autoteile wechseln in den verschiedenen Arbeitsschritten in der Wertschöpfungskette sogar häufiger die Grenze. Außerdem liefern Kanada und Mexiko in großem Stil Holz und Nahrungsmittel in die USA. Die Zölle treffen die Nachbarstaaten der USA hart: Die Exporte in die USA stehen für etwa 20% der Wirtschaftsleistung in Kanada und sogar rund 27% des Bruttoinlandsprodukts von Mexiko. Für beide Länder ist die Rezessionsgefahr entsprechend gestiegen.

 

Auch die ohnehin angeschlagene chinesische Wirtschaft wird durch die neuen Zölle belastet. Waren aus China machen etwa 13% der US-Importe aus. Trumps neue Zölle treffen damit wesentlich mehr Güter als die Zölle, die Trump in seiner ersten Amtszeit verhängt hat. Auch könnten die Zölle noch weiter steigen. Andere Bezugsquellen dürften sich so schnell nicht finden lassen. Probleme in den Lieferketten und deutlich höhere Kosten für die Unternehmen dürften die Folge sein. Auch die US-Verbraucher werden deshalb wohl relativ schnell höhere Preise für Importwaren zahlen müssen, wodurch die Inflation einen Schub erhalten dürfte. Die Konsumlaune in den USA wird dadurch in den nächsten Monaten voraussichtlich deutlich getrübt. Wirtschaftliche Turbulenzen in den USA sind nicht ausgeschlossen, sollte Trump nicht bedingt durch die Reaktion der Finanzmärkte bald zurückrudern.

 

Der US-Rentenmarkt steht nun im Spannungsfeld einer möglicherweise steigenden Inflation und einer schwächeren konjunkturellen Dynamik. Die Bundrenditen sind hingegen zuletzt aufgrund von Wachstumssorgen gesunken. Wir gehen nicht davon aus, dass sich der Renditerückgang in den kommenden Wochen und Monaten fortsetzen wird. Die Rentenmärkte dürften sich zunächst volatil seitwärts bewegen. Die US-Notenbank wird unseres Erachtens ebenfalls nicht überregieren. Insbesondere dürfte die Fed wohl nicht mit Leitzinserhöhungen auf die steigende Inflation reagieren, zumal die geldpolitische Ausrichtung mit einer oberen Fed Funds Rate von 4,50% weiterhin restriktiv ist. Doch wie sieht die Chance auf Zinssenkungen aus? Derzeit erwarten wir noch zwei geldpolitische Lockerungen in diesem Jahr, die jedoch deutlich unsicherer geworden sind. Die Fed dürfte zunächst am Seitenrand stehen und die weitere Entwicklung abwarten.

 

Die Ankündigung von US-Präsident Trump, Importzölle gegenüber wichtigen Handelspartnern zu erheben, hat Spuren in Form von moderat rückläufigen Kursen an den Aktienmärkten hinterlassen. Rund 2% gaben DAX und Euro Stoxx 50 nach. Der S&P 500 wird in den Futures ebenfalls deutlich im Minus gehandelt.

Von einem deutlich eingetrübten Sentiment unter den Marktteilnehmern kann aber – insbesondere in Europa – trotz des schwierigen Wochenstarts bislang keine Rede sein. Seit Jahresbeginn hat der DAX rund 7% zugelegt, beim Euro Stoxx 50 waren es immerhin knapp 6%. Diese Kurssteigerungen gingen ausschließlich auf eine bessere Stimmung unter den Marktteilnehmern zurück, sind doch nennenswerte positive Revisionen bei den erwarteten Gewinnen je Aktie für das laufende und das kommende Jahr bislang nicht zu erkennen.

 

Offenbar setzen Marktteilnehmer weiterhin darauf, dass der neue US-Präsident die Zölle vor allem als Druckmittel verwendet, um in anschließenden Verhandlungen einen „besseren Deal“ für seine Seite herbeizuführen. Sollte sich diese Einschätzung als unzutreffend herausstellen, dürften sich vor allem DAX und Euro Stoxx 50 anfällig für Rückschläge erweisen. Nachhaltiges Aufwärtspotenzial wäre dann erst für die zweite Jahreshälfte 2025 zu erwarten.

 

-- Alexander Buhrow, Birgit Henseler, Sören Hettler