Gold: Setzt sich die Rally fort? Eine historische Betrachtung

Ein Blick auf vergangene Perioden, in denen sich der Höhenflug nach einer Goldpreis-Rally deutlich fortsetzte, schließt einen weiteren Anstieg auf Jahressicht keineswegs aus.
 


Das Jahr 2024 war bisher geprägt von einem (fast) einzigartigen Anstieg des Goldpreises und dem mehrfachen Übertreffen seines Allzeithochs. In der Zwölfmonatsbetrachtung verzeichnete der Preis für eine Feinunze des gelben Edelmetalls per Ende September einen Jahreszuwachs von knapp 40% – ein Anstieg, der deutlich über dem durchschnittlichen jährlichen Wachstum der letzten 50 Jahre von 6% liegt.



Während zahlreiche Marktbeobachter das Jahr 2024 als „beispiellos“ einstufen, ist es nicht das erste Mal, dass der Preis des Goldes innerhalb eines Jahres einen Anstieg um mehr als 35% verzeichnet. Insgesamt gab es neun weitere derartige Phasen im letzten halben Jahrhundert. Nach fünf dieser Episoden konnte der Kurs auf Jahressicht weiter steigen, während nur in einer Phase (1982-1983) unmittelbar nach der Rally ein nennenswerter Rückgang des Goldpreises zu beobachten war. Die auffälligsten dieser Gold-Rallys waren zwei Phasen Ende der 1970er-Jahre und der Höhenflug während der Globalen Finanzkrise. Der Goldpreis konnte hier die Aufwärtsbewegung nach dem drastischen Anstieg im jeweiligen Folgejahr klar fortsetzen.


Der Blick auf die Goldpreisentwicklung der letzten 50 Jahre offenbart vor allem zwei wesentliche Erkenntnisse. Zum einen ist die Aufwärtsbewegung der letzten zwölf Monate nicht so einzigartig, wie sie mancherorts dargestellt wird, zum anderen folgte auf eine Rally dieser Größenordnung lediglich in einem Fall im Jahr danach eine deutliche Korrektur. Die Chancen, dass der Goldpreis auch in den nächsten Monaten weiter zulegen kann, sind unseres Erachtens gegeben. Mit Gegenwind vonseiten steigender Renditen an den Rentenmärkten ist angesichts voranschreitender Leitzinssenkungen nicht zu rechnen. Selbiges gilt für den US-Dollar, ist auf absehbare Zeit doch nicht mit einer ausgeprägten Stärke des Greenback zu rechnen. Weiter gestützt werden dürfte die Goldnachfrage auf Jahressicht insbesondere durch die bestehende geopolitische Gemengelange rund um den Globus sowie ein strukturell erhöhtes Interesse seitens der Zentralbanken.
 

-- Thomas Kulp