China: Wachstumsschwäche hat sich auch in Q3 fortgesetzt – Konjunkturpaket dringend erwartet

China meldet für das zurückliegende dritte Quartal schwache Wachstumszahlen, die nur einen Hauch besser ausfallen als die noch skeptischeren Erwartungen. Das in Aussicht gestellte Konjunkturpaket ist nötig, soll das 5%-Wachstumsziel in diesem Jahr noch eingehalten werden.
 


Vielleicht das Beste, das man über die aktuellen Wachstumszahlen aus China zum dritten Quartal sagen kann, ist, dass sie nicht ganz so schwach ausgefallen sind wie befürchtet. Die von der chinesischen Regierung in den vergangenen Wochen eilig – wenn nicht übereilt – in Aussicht gestellte Flut an Konjunkturmaßnahmen hätte durchaus noch schlechtere Daten befürchten lassen. Die gemeldeten Werte sind für ein Schwellenland wie China trotzdem alles andere als gut: Mit 4,6% gegenüber dem Vorjahr (J/J) ist das Wirtschaftswachstum auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2023 gefallen (Q2: 4,7%). Das vierteljährliche Wachstum konnte sich zuletzt zwar auf 0,9% (Q/Q) von noch einmal nach unten revidierten 0,5% im zweiten Quartal beschleunigen. Auf das Jahr hochgerechnet entspricht das aber noch nicht einmal einem Zuwachs von 4% – für eine Staatsführung, die ein jährliches Wachstum von 5% anstrebt, sicherlich kein zufriedenstellendes Ergebnis.

 

Weiterhin die größte Belastung für die chinesische Konjunktur ist der krisengeschüttelte Immobiliensektor. Die Wohnungsbautätigkeit bleibt tief im Minus, auch die Immobiliennachfrage ist bis zuletzt nicht angesprungen, trotz des bereits vor Monaten eingeführten kommunalen Wohnungskaufprogramms. Die Immobilienpreise geben immer noch deutlich nach. Auch die private Investitionstätigkeit bleibt unter Druck. Inzwischen machen Staatsinvestitionen zwei Drittel des gesamten Investitionsvolumens des Landes aus. Erfreulich sind dagegen die jüngsten Angaben zur Industrieproduktion ausgefallen, die im September wieder etwas beschleunigen konnte. Auch die September-Entwicklung der Einzelhandelsumsätze überraschte positiv. Ob es sich dabei bereits um erste Effekte staatlicher Konsumhilfen handelt, ist allerdings fraglich. Die Regierung hatte zwar Ende September Einmalzahlungen an Bedürftige ausgereicht, der Umfang der Transfers ist bislang jedoch unklar. Dagegen blieb die wichtigste Stütze der Konjunktur auch im zurückliegenden Quartal der Außenhandel, auch wenn der Schwung im September etwas nachgelassen hat. Noch immer erzielt Chinas Exportindustrie dank subventionierter Preisrabatte gute internationale Absatzerfolge, die jedoch in den kommenden Monaten – auch aufgrund neuer Zölle bei den Handelspartnern – deutlicher nachlassen dürften.

 

Auch deshalb sieht sich die chinesische Regierung wohl unter Zugzwang, die heimische Konjunktur zu beleben. Bisher blieben Umfang und Details insbesondere der Fiskalstimuli zur Stützung des Konsums jedoch im Vagen, eine offizielle Bestätigung der Maßnahmen steht noch aus – wir haben an dieser Stelle bereits berichtet. Absehbar ist jedoch, dass Peking vor allem auf kurzfristige Konjunkturhilfen setzen wird, die das Wachstum nur vorübergehend anschieben werden, denn an Strukturreformen, etwa einen Ausbau der Sozialversicherungen zur Minderung des hohen Angstsparens, wagt sich die Staatsspitze offenbar nicht heran. Höhere Wachstumsraten der Wirtschaftsleistung über das Winterhalbjahr sind wahrscheinlich, ein Wiederabflachen der Wachstumsdynamik im weiteren Verlauf des Jahres 2025 aber auch. Der Stimulus dürfte reichen, dass China das 5%-Wachstumsziel in diesem Jahr knapp einhalten kann und im kommenden Jahr weniger stark abbremsen wird. Wir haben unsere Wachstumsprognose für 2025 unlängst von 4,2 auf 4,5% angehoben.

 

-- Monika Boven