Inflationsrate im Euro-Raum: Nur kurzfristig unter 2%

Rückläufige Energiepreise drücken die Inflationsrate im Euro-Raum im September unter die Marke von 2,0%. Der Preisdruck bei den Dienstleistungen bleibt aber weiterhin hartnäckig hoch.
 


Die Inflationsrate im Euroraum (EWU) ist im September vorläufigen Angaben zufolge von 2,2% auf 1,8% gesunken. Damit liegt die Preissteigerung gegenüber dem Vorjahresmonat im Währungsraum erstmals seit Juni 2021 wieder unter der Zielmarke von 2,0%.

 

Der Rückgang der Inflationsrate ist zum größten Teil auf den Energiebereich zurückzuführen. Hier sanken die Preise gegenüber dem Vorjahr um 6,0%. Aufgrund des niedrigen Ölpreises dürften vor allem Kraftstoffe und Heizöl billiger geworden sein. Normalerweise steigen die Kraftstoffpreise regelmäßig mit der Reisewelle an. Doch in diesem Jahr sorgte die schwache Weltkonjunktur im Sommer dafür, dass Rohöl eher billig war. Dementsprechend waren auch die Treibstoffpreise im August und September günstiger.

 

Bei den Nahrungs- und Genussmitteln nahm der Preisdruck im Vorjahresvergleich moderat zu, bei den Industriegütern blieb er unverändert. Hier dürfte der Preisdruck nicht weiter nachlassen. Ein Blick auf die Erzeugerpreise zeigt, dass der Trend sinkender Preise allmählich ausläuft.

 

Dienstleistungen verteuerten sich im Jahresvergleich mit 4,0% nur geringfügig langsamer als zuvor. Sie bleiben damit der stärkste Preistreiber unter den Komponenten des Warenkorbs. Entsprechend blieb auch die Kerninflation, also die Teuerung ohne Nahrungsmittel und Energie, mit 2,7% hartnäckig hoch.

 

Auch in den meisten Mitgliedsländern zeigt sich ein ähnliches Bild. Fast überall spielt der starke Rückgang der Energiepreise eine zentrale Rolle. Erdöl, Erdgas und auch Kraftstoffe sind deutlich billiger als vor einem Jahr. Dagegen blieb die Preisentwicklung bei Dienstleistungen in vielen Ländern des Euroraums kräftig.

 

Bleibt die Teuerung nun dauerhaft unter der Marke von 2%? Die Inflationsraten dürften in den kommenden Monaten wieder anziehen. Der preissenkende Effekt der Energiepreise sollte in den kommenden Monaten allmählich nachlassen. Dagegen bleibt der Preisdruck bei den Dienstleistungen hoch. Vor allem die hohen Lohnabschlüsse der jüngeren Vergangenheit dürften dafür sorgen, dass der Preisdruck bei den Dienstleistungen erst im Verlauf des kommenden Jahres allmählich nachlässt. Auch bei Waren und Nahrungsmitteln erwarten wir keine weiteren nennenswerten Preisrückgänge. Zur Jahreswende ist daher wieder mit Inflationsraten oberhalb der 2%-Marke zu rechnen.

 

-- Dr. Christoph Swonke