Aktienmärkte: Kurseinbruch oder überschaubare Korrektur – eine Frage der Perspektive

Die jüngst vor allem an den US-Aktienmärkten zu beobachtende Konsolidierung könnte zwar auf kurze Sicht eine moderate Fortsetzung erleben. Am weltweiten Aufwärtspotenzial bis Jahresende ändert dies jedoch nichts.

 

 

Aktienmärkte hatten in den vergangenen Tagen weltweit mit Verlusten zu kämpfen. In den USA mussten S&P 500 und Nasdaq 100 den größten Tagesverlust seit Ende 2022 hinnehmen. Insgesamt ging es gegenüber der Vorwoche um knapp 3% beziehungsweise über 4% bergab. Während der Kursrückgang beim japanischen Nikkei mit beinahe 6% sogar noch deutlicher ausfiel, konnten sich Indizes aus dem Euroraum einigermaßen behaupten. Der Euro Stoxx 50 verzeichnete ein Minus von rund 1%, der DAX bewegte sich im Wochenvergleich schlussendlich bei einer roten Null.

 

Hintergrund des angeschlagenen Sentiments sind vor allem teils enttäuschende Quartalszahlen von Schwergewichten aus der US-Tech-Branche, konnten die insgesamt ambitionierten Erwartungen der Analysten doch nicht überall erreicht werden. Deutlich höhere Kosten für Investitionen im Bereich Künstliche Intelligenz haben unter Marktteilnehmern zudem Zweifel an der Angemessenheit der hohen Bewertungen einiger Tech-Giganten geschürt.

 

In den USA kommt erschwerend hinzu, dass der sogenannte Trump-Trade nach dem Rückzug von Joe Biden aus dem Rennen um die künftige Präsidentschaft einen Dämpfer erfahren hat. Insbesondere die „Old Economy“ hatte in den Tagen vor der Ankündigung des amtierenden Präsidenten profitiert, legte doch beispielsweise der Russel 2.000 (ein kleinere und mittelgroße US-Unternehmen umfassender Aktienindex) vorübergehend deutlich zu. Zwar liegt Trump in den aktuell verfügbaren Umfragen wenige Prozentpunkte vor seiner wahrscheinlichen demokratischen Herausforderin Harris. Laut Wettanbietern sind seine Chancen seit Mitte Juli aber merklich zurückgegangen – mit entsprechenden Folgen für die Trump-Trade-Profiteure an den Aktienmärkten.

 

Alles halb so wild?

So offenkundig die Stimmungseintrübung auch sein mag, bei genauerem Hinsehen entpuppt sich die Abwärtsbewegung der vergangenen Tage an den US-Aktienmärkten als eine bislang sehr überschaubare Korrektur. So steht beim S&P 500 – auch unter Berücksichtigung der jüngsten Kursverluste – für die vergangenen drei Monate unter dem Strich immer noch ein Plus von 7%. Im selben Zeitraum legte der DAX lediglich knapp 2% zu, der Euro Stoxx 50 weist sogar ein Minus von rund 3% aus.

 

Dies muss indes nicht bedeuten, dass bereits in den kommenden Tagen zwingend eine dynamische Erholung stattfinden wird. Zwar dürfte der Einfluss der momentan laufenden Berichtssaison nicht zu unterschätzen sein. Gerade vor dem Hintergrund der üppigen Kursgewinne seit Ende vergangenen Jahres erscheint eine Konsolidierung jedoch angemessen. Geht es nach den Erfahrungen der zurückliegenden Jahrzehnte, könnte diese Phase insgesamt bis zu acht Wochen anhalten und den S&P 500 in den Bereich um 5.250 Punkte führen. Dieses Niveau wiederum könnte den Boden für eine erneute Jahresendrally liefern.
 

-- Sören Hettler


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