Großbritannien: Politik hat große Pläne, aber nur sehr begrenzte Mittel

Die neue britische Regierung will das Land aus seiner Wachstumsschwäche befreien. Wegen einer recht angespannten Haushaltslage ist dies eine große Herausforderung. „Securonomics“ sollen die Lösung sein.
 

Das Bild stellt zwei separate Datenvisualisierungen dar, die wirtschaftliche Informationen über das Vereinigte Königreich (UK) und seine Handelsbeziehungen mit Deutschland zeigen:

**Linke Grafik – Wirtschaftswachstum des UK:**
- Zeigt einen Vergleich des Bruttoinlandsprodukts (BIP) des Vereinigten Königreichs, Vietnams und eines Durchschnitts der Industrienationen.
- Der Zeitrahmen erstreckt sich von 2012 bis zur Prognose für 2024.
- Das BIP wird relativ zum Indexwert 2012 (Index 2012=100) dargestellt.
- Auffällig ist der Einbruch im UK-BIP, gefolgt von einer Erholung über die folgenden Jahre, wobei die Wachstumskurve des UK hinter der der Industrieländer und Vietnams zurückbleibt.

**Rechte Grafik – Handelsbeziehung zwischen UK und Deutschland:**
- Veranschaulicht die Wichtigkeit des UK als Handelspartner für Deutschland in den Jahren 2013, 2018 und 2023.
- Die Darstellung erfolgt in Milliarden Euro für beide Richtungen: Export aus Deutschland nach UK und Import in Deutschland aus UK.
- In den Jahren 2013, 2018 und 2023 wird UK als einer der bedeutendsten Handelspartner Deutschlands dargestellt.
- Über die Jahre hinweg ist eine Veränderung in der Position des UK im Rang als Importeur und Exporteur sichtbar, wobei UK in 2023 hinter China und den USA als drittwichtigster Handelspartner eingestuft wird.

Insgesamt vermittelt das Bild sowohl die wirtschaftliche Wachstumsprognosen für das UK als auch seine Rolle im internationalen Handel, insbesondere mit Deutschland.


Bei der jüngsten Wahl hat die Labour-Partei im Parlament mit großem Abstand eine absolute Mehrheit erreicht und dadurch die konservativen Tories nach 14jähriger Regierungszeit abgelöst. Labour-Chef Keir Starmer verspricht seinen Wählern „Wachstum, Stabilität und mehr Schutz für Arbeitnehmer“. Das vorgelegte Programm der neuen Regierung skizziert dementsprechend immerhin fast 40 Gesetzesvorhaben. Außerdem kündigte Starmer an, dass jede wirtschaftspolitische Entscheidung mit den finanzpolitischen Regeln in Einklang stehen werde.

 

Finanzministerin Rachel Reeves will das Wirtschaftswachstum durch so genannte „Securonomics“ stärken. Diese sollen aus deutlich beschleunigten Planungsverfahren, gezielten Investitionsanreizen und Staatshilfen sowie stabilen politischen Rahmenbedingungen bestehen. Die hierdurch generierten höheren Steuereinnahmen werden für die dringend erforderliche Sanierung des öffentlichen Gesundheitswesens und die Verbesserung der Infrastruktur bei der Wasser- und Gasversorgung benötigt. Steuererhöhungen hat die neue Regierung weitestgehend ausgeschlossen, obwohl die hohe Staatsverschuldung so gut wie keinen finanzpolitischen Spielraum für die kostspieligen Reformen lässt.

 

Deutschland erwirtschaftet regelmäßig beim Warenaustausch mit Großbritannien einen hohen Überschuss. Deshalb ist es keine gute Nachricht, dass der konjunkturelle Ausblick für diesen wichtigen Handelspartner auch für dieses Jahr verhalten ausfällt. Die von der Labour-Partei angekündigten Maßnahmen müssen erst einmal auf den Weg gebracht werden und dann braucht es wiederum Zeit, bis sich Erfolge zeigen. 2024 rechnen wir mit einem müden Wirtschaftswachstum von rund 1%. Bei der Inflation hat unterm Strich der Druck sichtbar nachgelassen. Der Notenbank ist der erhöhte Preisanstieg bei Dienstleistungen jedoch ein Dorn im Auge. Anders als die EZB hat sie bisher die Leitzinsen noch nicht gesenkt.

 

-- Dr. Christine Schäfer