Welthandel: Wackelige Erholung und Fragmentierungsrisiko
Im weltweiten Güterverkehr zeichnet sich eine leichte, aber fragile Erholung ab. Geopolitische Konflikte und Spannungen beeinflussen die Entwicklung und stellen ein Inflations- und Produktionsrisiko dar. Die Verlagerung der Handelsströme in ideologisch ähnliche Blöcke (Fragmentierung) könnte das Wachstumspotential beeinträchtigen.
Im internationalen Güterverkehr mehren sich die Anzeichen einer leichten globalen Aufhellung. Nach einer Schwächephase im Jahr 2023 hat das Handelsvolumen wieder etwas an Dynamik gewonnen und die Frachtraten sind gestiegen. Die Entwicklung ist zum Teil aber auch eine Folge der aktuellen regionalen Konflikte und geopolitischen Spannungen.
So haben die anhaltenden Angriffe der Huthi-Rebellen (Nahost-Konflikt) auf Handelsschiffe die Seefrachtkapazitäten markant beschränkt und zu einem kräftigen Anstieg der Frachtkosten geführt. Dieser massive Anstieg birgt zwei potenzielle Risiken. Zum einen ist ein gewisses Inflationsrisiko nicht zu unterschätzen, sollten die Frachtraten dauerhaft auf hohem Niveau verharren. Zum anderen steigt das Risiko von Störungen in den internationalen Wertschöpfungsketten.
Das zarte Pflänzchen einer Erholung des Welthandels ist erkennbar, aber keineswegs robust. Darauf weisen die Rückschläge bei den Stimmungsumfragen in der Industrie und das nach wie vor getrübte Konsumentenvertrauen hin. Zuversichtlich stimmt uns, dass die Reallöhne in den USA und in Europa wieder zu steigen beginnen. Auch der wieder nachlassende Inflationsdruck in den USA gibt Anlass zur Zuversicht, dass der Leitzins in den USA behutsam abgesenkt wird.
Eine große Unsicherheit stellen die Präsidentschaftswahlen in den USA sowie eine wachsende Strafzollpolitik der EU gegenüber China dar. In diesem Zusammenhang verdichten sich die Daten, dass die bisherige Anwendung restriktiver Maßnahmen bereits zu einer sichtbaren Verlagerung von Handelsströmen in ideologisch ähnlich geprägte Blöcke geführt hat. Noch befindet sich der Fragmentierungsprozess in der Anfangsphase. Bei anhaltenden geopolitischen Spannungen ist aber mit einer Intensivierung zu rechnen. Dies könnte zu einer Einschränkung des Wachstumspotentials führen.
-- Matthias Schupeta