USA: Starkes Beschäftigungsplus fällt ins Auge, aber ein zweiter Blick lohnt

Ein kräftiges Beschäftigungswachstum und anziehende Löhne sind nur eine Seite des jüngsten US-Arbeitsmarktberichtes. Die Arbeitslosenquote stieg zuletzt nämlich weiter an.

 

 

Der US-Arbeitsmarktbericht liefert im Mai kein einheitliches Bild. Besonders der Beschäftigungsaufbau fiel deutlich stärker aus als im Vorfeld erwartet wurde. So legte das monatliche Stellenplus von 165.000 im April auf 272.000 im Mai zu. Dabei ragte einmal mehr das Gesundheitswesen als Jobmotor heraus. Allerdings waren vor allem die wieder erhöhten Einstellungszahlen im Freizeit- und Gastgewerbe sowie im Staatssektor der Grund für das schnellere Beschäftigungswachstum.

 

Daneben zog das Lohnwachstum im Mai an. Im April war der durchschnittliche Stundenlohn in der Privatwirtschaft „nur“ um 0,2% gegenüber dem Vormonat gestiegen. Im Mai nahm er mit 0,4% doppelt so schnell zu. Dadurch erhöhte sich auch die Lohnsteigerungsrate gegenüber dem Vorjahresmonat wieder von 4,0% im April auf 4,1% im Mai.

 

Es war wohl die Kombination aus diesen starken Zahlen, die dem Finanzmarkt sofort ins Auge fiel. Die Renditen der US-Staatsanleihen stiegen kurz nach Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichtes deutlich an. Auch in den Geldmarktsätzen wurden die Zinssenkungserwartungen für dieses Jahr ein Stück weit ausgepreist, weshalb Marktteilnehmer nun mit einer späteren geldpolitischen Wende in den USA rechnen. Wir gehen weiterhin von einer ersten Leitzinssenkung durch die Fed im Dezember aus.

 

Jedoch mehrten sich zuletzt auch die Anzeichen für eine weitere Abkühlung am Arbeitsmarkt: So wurde kürzlich ein erneuter Rückgang der Zahl der offenen Stellen gemeldet. Und auch die zur Berechnung der Arbeitslosenzahl durchgeführte Haushaltsbefragung ergab ein etwas trüberes Bild: Die Arbeitslosenquote stieg im Mai auf 4,0%. Vom Niveau her entspricht dies zwar immer noch „Vollbeschäftigung“. Allerdings ist dies der höchste Wert seit Anfang 2022. Die Zahl der Beschäftigten ist laut Haushaltsbefragung im Mai sogar um mehr als 400.000 gesunken – ein starker Kontrast zum oben genannten Beschäftigungszuwachs aus der Unternehmensbefragung. Ein erneutes Überhitzen des Arbeitsmarktes scheint derzeit auch angesichts des moderaten Wirtschaftswachstums unwahrscheinlich.

-- Alexander Buhrow


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