Türkei: Ein Berg bei der Inflation, eine Delle beim Wachstum
Im Februar zog die Inflation erneut an und kletterte auf stattliche 67%. Das Konsumklima ist derweil immer noch recht robust. Das hohe Wachstumstempo von 2023 wird die Wirtschaft dennoch nicht halten können.
Die türkische Wirtschaft ist 2023 um 4,5% gewachsen, nach einem Plus von 5,5% im Vorjahr. Dies war eine erstaunlich robuste Entwicklung, da Unternehmen und Verbraucher unter einer extrem hohen Inflation leiden. Hinzu kommt, dass Mitte des vergangenen Jahres die Notenbank einen aggressiven Straffungskurs zur Bekämpfung der Inflation eingeschlagen hat. Wegen den daraus resultierenden dämpfenden Effekten für die Konjunktur dürfte in diesem Jahr das Wirtschaftswachstum deutlich schwächer ausfallen und nur bei rund 2,5% liegen.
Im vierten Quartal 2023 konnte die gesamtwirtschaftliche Leistung gegenüber dem Vorquartal um 1,0% gesteigert werden, dies zeigen jüngst veröffentlichte Zahlen. Den wesentlichen Impuls hierfür lieferte der private Konsum, während Exporte und Bauinvestitionen sanken. Investitionen in Maschinen und Ausrüstungen stiegen hingegen erneut. Dies und recht stabile Stimmungsindikatoren sprechen dafür, dass die türkische Wirtschaft wohl doch nicht in eine Rezession abgleitet. Seit 2013 ist das türkische BIP um 60% gewachsen, während die Weltwirtschaft nur ein Plus von 30% erreichte. In der Türkei lieferten auch in der Vergangenheit Konsum und Ausrüstungsinvestitionen wesentliche konjunkturelle Impulse.
Das Vorgehen der Notenbank gegen den Auftrieb bei den Verbraucherpreisen zeigt bisher nur wenig Erfolg. Im Februar zog die Inflation erneut an und lag dadurch bei stattlichen 67%, nach 65% im Vormonat. Auftrieb erhält die Inflation vom kräftigen Lohnanstieg im vergangenen Jahr, der immerhin bei fast 100% lag. Dies hat zwar die Kaufkraftverluste der Verbraucher geschmälert, feuert den Preisauftrieb aber weiter an. Erst ab Mitte dieses Jahres ist mit einem sichtbaren Rückgang der Inflation zu rechnen. Deshalb dürfte 2024 im Durchschnitt die Inflation bei 57% liegen und damit noch höher ausfallen als 2023.
-- Dr. Christine Schäfer