EZB-Preview: EZB hat es mit erster Zinssenkung nicht eilig

Im Rahmen der März-Ratssitzung werden die Notenbank-Oberen keine Änderung der Leitzinsen vornehmen. Einlagesatz bleibt bei 4,00%.

 

Das Bild stellt ein Diagramm dar, das die Entwicklung von verschiedenen wirtschaftlichen Indikatoren im Verlauf der Zeit abbildet, speziell fokussiert auf die Lohnentwicklung in Prozent von 2019 bis 2023. Es umfasst folgende Hauptelemente:

1. **Arbeitslosenquote (R.S.)** – Dargestellt durch graue Balken, die die Veränderung der Arbeitslosenquote über die Zeit zeigen. 

2. **Entwicklung Tariflöhne** – Eine blaue Linie, die die prozentuale Änderung der Tariflöhne im Laufe der Zeit abbildet. Ab 2020 bis 2023 zeigt sie leichte Schwankungen mit einem Anstieg bis zum Jahr 2022.

3. **Indeed Wage Tracker** – Eine orange Linie, die die Lohnentwicklung gemäß dem Indeed Wage Tracker darstellt, ebenfalls in Prozent. Diese folgt einem ähnlichen Verlauf wie die Tariflöhne, wobei sie im Jahr 2023 eine Konsolidierung auf ein hoheres Niveau zeigt.

4. **Prozentuale Angaben** – Achsen auf der linken und rechten Seite zeigen die prozentuale Veränderung der jeweiligen Indikatoren, ermöglicht ein direktes Vergleich der Dynamiken.

Das Diagramm liefert Einblicke zum Monitoring und der Beobachtung der Lohnentwicklung durch Vertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) in Bezug auf Arbeitslosenquoten und die Tariflohndynamik.

 

Wir gehen davon aus, dass die europäischen Währungshüter bei ihrer nächsten Zusammenkunft keine Anpassungen am geldpolitischen Kurs vornehmen werden. Die Leitzinsen sollten auf dem aktuellen Niveau verbleiben (Hauptrefinanzierungssatz: 4,5% / Einlagesatz 4,0%). Allerdings dürfte im EZB-Rat durchaus kontrovers über den „richtigen“ Zeitpunkt einer ersten Zinssenkung debattiert werden. Uneinigkeit herrscht darüber, inwieweit eine Lockerung der Zinszügel zeitnah erfolgen sollte oder ob angesichts der Risikofaktoren für den Inflationsausblick (Lohnentwicklung / Energiepreise) eher noch etwas Geduld angebracht ist. Wir gehen davon aus, dass EZB-Chefin Lagarde erneut die Datenabhängigkeit des weiteren geldpolitischen Kurses hervorheben wird. Im Rahmen der März-Ratssitzung werden auch die neuen Projektionen zur Konjunktur- und Inflationsentwicklung veröffentlicht. Hierbei ist vor allem von Interesse, ob die EZB-Stabsmitarbeiter ihren Inflationsausblick erneut nach unten korrigieren. Dies würde die Tür für einen ersten Zinssenkungsschritt im Sommer ein Stück weiter öffnen.    

 

Währungshüter haben unter anderem die Lohnentwicklung genau im Blick Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass sich der Disinflationsprozess in der Eurozone im Jahresverlauf weiter fortsetzen wird. Allerdings gibt es Risiken, welche die Annäherung an die 2%-Zielmarke verzögern könnten. Besonderes Augenmerk haben die EZB-Vertreter gegenwärtig auf die Lohnentwicklung im Euroraum. Die Tariflöhne sind im vierten Quartal des vergangenen Jahres um 4,5% (J/J) gestiegen. Dies ist zwar etwas weniger als im Vorquartal (4,7%), dennoch wird befürchtet, dass die mit 6,4% auf einem Rekordtief verharrende Arbeitslosenquote in der EWU zu anhaltend hohen Lohnsteigerungen führen könnte. Vor diesem Hintergrund haben sich verschiedene Notenbankvertreter dafür ausgesprochen, die Entwicklung der Löhne zunächst noch weiter zu beobachten. Die Daten zur Entwicklung der Tariflöhne im ersten Quartal 2024 lassen allerdings noch etwas auf sich warten. Diese werden erst am 23. Mai veröffentlicht.

 

Die Notenbanker haben aber auch andere Aufwärtsrisiken für die Inflationsentwicklung im Blick. Sorgen bereiten unter anderem die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten, die sich in steigenden Energiepreisen oder Frachtraten (Schiffscontainer) niederschlagen könnten. Zwar hat der Rohölpreis (Brent) zuletzt Auftrieb erfahren, doch war der Aufwärtsschub bislang nur verhalten ausgeprägt. Der Preis für die Verschiffung eines 40 Fuß-Containers (Shanghai – Rotterdam) ist zuletzt sogar wieder etwas gefallen.

 

-- Christian Reicherter