Sonderumfrage: Mittelstand sieht nicht nur Vorteile bei Nachhaltigkeit

Unsere aktuelle Sonderbefragung unter mehr als 1.000 Mittelständlern zeigt, dass Nachhaltigkeit dem Mittelstand nicht nur Nutzen bringt. So bereiten etwa neue Dokumentationspflichten rund 80% der Befragten Sorgen.
 

Das Bild stellt ein Balkendiagramm dar, das die Ergebnisse einer Umfrage zeigt, wie der Mittelstand eine höhere Wertschöpfung durch mehr Nachhaltigkeit erwartet. Dabei sind verschiedene Aspekte aufgeführt, mit ihren jeweiligen Prozentsätzen der Befragten, die den Aspekt als wichtigen erwartet:

1. **Stärkere Kundenbindung** (44% der Befragten): Die stärkere Bindung der Kunden durch nachhaltige Praktiken wird von den Befragten hoch bewertet.

2. **Neue oder angepasste Produkte** (43%): Die Entwicklung neuer oder an die nachhaltigen Anforderungen angepasster Produkte wird als wesentlich angesehen für die Wertschöpfung.

3. **Kosteneinsparungen** (39%): Neben der ökologischen Seite der Nachhaltigkeit sehen die Befragten auch finanzielle Vorteile, die sich aus Kosteneinsparungen ergeben können.

4. **Gewinnung neuer Kunden** (31%): Nachhaltigkeitsstrategien werden auch als Mittel zur Gewinnung neuer Kunden gesehen.

5. **Förderung von Innovationen im Bereich Nachhaltigkeit** (28%): Innovativere Methoden und Produkte, die die Nachhaltigkeit fördern, sind ebenfalls wichtig.

6. **Größere Nachfrage bei den bestehenden Produktpaletten** (28%): Hier wird eine stärkere Nachfrage bestehender Produkte erwartet.

7. **Mehr Unabhängigkeit von Lieferanten** (22%): Durch Nachhaltigkeit kann ein höherer Grad an Unabhängigkeit von externen Lieferanten gewonnen werden.

8. **Erschließung neuer Zielregionen** (19%): Neue geografische Märkte können durch Nachhaltigkeitspraktiken erschlossen werden.

9. **Export von Klimaschutzmaßnahmen und -dienstleistungen** (12%): Es wird erwartet, dass Dienstleistungen und Maßnahmen im Bereich Klimaschutz exportiert werden können.

Das Diagramm betont die vielfältigen Wertschöpfungsfaktoren, die durch stärkeren Fokus auf Nachhaltigkeit im Mittelstand möglich sind, und stellt die prozentualen Werte der Interviewten für jeden Faktor dar.


Die Ergebnisse unserer Sonderumfrage zeigen, dass Klimaschutz und Nachhaltigkeit bei einer großen Zahl mittelständischer Unternehmen längst angekommen sind. So setzen einerseits viele auf einen dadurch zu erzielenden Zusatznutzen: Bei Kundenbindung und Produktpalette sind es über 40%, bei Kosteneinsparungen und der Gewinnung neuer Kunden fast ebenso viele. Andererseits belasten aber aktuelle Probleme in Folge von Krisen und Konjunkturschwäche mögliche Investitionen in diesem Bereich.

 

Der Vergleich mit unserer Umfrage vom Herbst 2021 verdeutlicht, dass Investitionen hier kein Selbstläufer sind. Zwar ist Nachhaltigkeit für über 80% der Befragten nach wie vor von entscheidender Bedeutung für die Zukunft der Welt. Das Ergebnis von vor zwei Jahren wird aber nicht mehr ganz erreicht. Deutlicher ist der Rückgang bei der Frage nach dem Nutzen für das eigene Unternehmen.

 

Dies dürfte aber weniger an der erkannten Notwendigkeit von Nachhaltigkeitsinvestitionen liegen, sondern vielmehr an zwischenzeitlich deutlich verschärften Belastungen wie gestiegenen Kosten, einer mauen Auftragslage und der Zinswende. Dazu kommen Fachkräftemangel, höhere Lohnkosten und Bürokratiebelastung. Die verlangte Nachhaltigkeitsberichterstattung darf die Unternehmen daher nicht überfordern. Neben den dadurch entstehenden zusätzlichen Kosten wären sonst viele Mittelständler dauerhaft auf externe Unterstützung angewiesen, etwa durch Berater, Wirtschaftsprüfer oder Verbände, aber auch durch Banken und öffentliche Institutionen.

 

Die Politik muss dafür Sorge tragen, dass die Bürokratiebelastung nicht auch noch in diesem wichtigen Segment zunimmt. Sonst könnte den Mittelständlern die Lust an Investitionen in Klimaschutz und Nachhaltigkeit schnell vergehen. Zusätzliche Dokumentationspflichten würden Bürokratie und Fachkräftemangel weiter verschärfen. Dabei wurden gerade diese dauerhaften Problemfelder in unserer Mittelstandsumfrage vom Herbst 2023 von den Mittelständlern ohnehin schon als die beiden drängendsten identifiziert.

 

-- Dr. Claus Niegsch